Die Machete im Park

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Abgeschlagen, Thriller von Michael Tsokos, 416 Seiten erschienen bei Droemer Knaur.
„Abgeschlagen“ basiert auf echten Fällen, authentischen Ermittlungen und der jahrelangen Erfahrung des bekanntesten deutschen Rechtsmediziners Michael Tsokos. Es handelt sich um die Vorgeschichte von Paul Herzfeld und spielt 10 Jahre vor „Abgeschnitten“.
Paul Herzfeld assistiert seinem Vorgesetzten Professor Schneider bei der Obduktion einer zerstückelten weiblichen Leiche. Schneider legt sich ziemlich schnell auf eine Machete als Tatwaffe fest. Dieses Mordwerkzeug wird kurz darauf in dem Kieler Park gefunden, in dem die Leiche entdeckt wurde. Der Hausmeister der Rechtmedizin macht Herzfeld darauf aufmerksam, dass es sich bei der Machete um ein Beweisstück aus dem Archiv der Rechtsmedizin handelt, welches verschwunden ist. Derweil Schneider durch seine Kompetenz auf dem besten Weg ist, zum nächsten Direktor des Instituts aufzusteigen. Herzfeld und seine italienische Kollegin Tattoli wollen Licht ins Dunkel bringen und somit gefährdet Herzfeld nicht nur seine Karriere sondern auch das Leben seiner Familie.
Dieser True-Crime Thriller aus der Feder des bekannten Professors für Rechtsmedizin und rechtsmedizinischen Leiters der Berliner Charité hat mich absolut überzeugen können. In den fiktiven Fall sind wahre Begebenheiten integriert, was die Lektüre absolut glaubhaft und umso interessanter macht. Der spannende, rasante Schreibstil lässt das Blut in den Adern gefrieren. Durch die am Anfang ständig wechselnden Personen und auch Handlungsorte, hatte ich einige Mühe in Lesefluss zu kommen. Doch schon bald klärte sich der der Plot und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, die Handlung blieb bis zum fulminanten Ende gleichbleibend spannend. Gerade die letzten 50 Seiten fand ich besonders nervenaufreibend, da habe ich kaum noch Luft bekommen. Die Geschichte gliedert sich in drei Teile und die Kapitel sind mit Ortsangaben, Datum und sogar Uhrzeit versehen, dadurch kann der Überblick zu jeder Zeit gewahrt bleiben. Die kurzen Kapitel und die schnellen Perspektivenwechsel sorgten für ein hohes Lesetempo. Die Personen handelten glaubhaft und die Handlung war zu jeder Zeit nachvollziehbar. Obwohl der Protagonist m. M. nach doch manchmal etwas zu vorschnell gehandelt hat, wodurch er seine Verlobte und auch eine weitere Person gefährdet hat. Auch dem Täter seine Recherchen und Vermutungen ins Gesicht zu sagen, war für meinen Geschmack, schlichtweg einfach dumm. Tsokos schreibt in diesem Thriller wirklich schonungslos, was ihm im wirklichen Leben so alles auf den Obduktionstisch kommt. Man merkt von der ersten Zeile an, dass der Autor weiß wovon er schreibt. Deshalb ist dieser Thriller nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet. Gerade diese spektakulären Begebenheiten, die der Autor beschrieben hat, haben mich fasziniert. Toll gemacht. Ständig hatte ich das Gefühl den Akteuren über die Schulter zu spähen. Die Figur „Tattoli“ hat mir überaus gut gefallen und hat der Geschichte gutgetan, ich hoffe der sympathischen italienischen Rechtsmedizinerin wieder einmal in einem Herzfeld-Thriller zu begegnen. Auch die Einblicke ins „Privatleben“ des Protagonisten haben die Story aufgelockert. Mein Lieblingscharakter war der schrullige Hausmeister und Seebär Hansen, auch die anderen Handelnden sind gut gezeichnet und haben Tiefgang, mehr hätte Tsokos aus den Figuren nicht mehr herausholen können.
Eine Leseempfehlung für die Fans von True-Crime-Thrillern und für alle Tsokos Fans. Voller Spannung warte ich schon auf den nächsten Fall für Paul Herzfeld und gebe 5 Sterne, volle Punktzahl.