Es ist nicht immer so, wie es zunächst scheint...

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anni1609 Avatar

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Paul Herzfeld arbeitet als Assistenzarzt am Rechtsmedizinischen Institut in Kiel, als eine Frauenleiche obduziert werden soll. Sein Vorgesetzter, Prof. Dr. Schneider, stellt nach sehr kurzer Zeit die Todesursache der Frau und das exakte Tatwerkzeug fest. Herzfeld und die weiteren an diesem Fall beteiligten Personen sind sprachlos und können sich diese vorschnelle Beurteilung nicht erklären. Herzfeld beschließt, auch nach weiteren Informationen, auf eigene Faust zu ermitteln und Nachforschungen anzustellen. Innerhalb kurzer Zeit trifft er dabei auf Ungereimtheiten, die sowohl in der Gegenwart als auch der Vergangenheit liegen.

Michael Tsokos hat mit „Abgschlagen“ erneut einen fesselnden Thriller vorgelegt. Im Mittelpunkt des Thrillers steht einmal mehr der Protagonist Paul Herzfeld, den der begnadete Thrillerleser bereits aus „Abgeschnitten“ von Michael Tsokos und Sebastian Fitzek kennt. Tsokos stellt Paul Herzfeld äußerst unkompliziert und bodenständig dar, so dass er dem Leser von Beginn an sympathisch ist. Auch die weiteren Charaktere zeichnet der Autor bildhaft und detailliert. Der Leser findet durch die genauen Beschreibungen sehr schnell Zugang zu den einzelnen Personen und verfolgt die Handlung somit hautnah.
Von Beginn an verläuft der Thriller sehr rasant, was sicher auch an dem ständigen Wechsel der Erzählperspektiven liegt. Der Autor lässt die Handlung aus Sicht der unterschiedlichsten Charaktere in der 3. Person erzählen. Dem Leser ist es dadurch möglich, bessere Eindrücke von den unterschiedlichen Sichtweisen zu erhalten. Außerdem hat der Leser ab und zu einen „Wissensvorsprung“ gegenüber den anderen Charakteren, was die Spannung ungemein erhöht.
Der Schreibstil des Autors ist äußerst flüssig. Der Thriller ist sehr schnell lesbar und lässt den Leser auch nicht mehr so schnell los. Die Kapitellängen sind eher kurz, was die „Geschwindigkeit“ des Thrillers nochmals erhöht. Zu Beginn der einzelnen Kapitel wird der Leser stets über den aktuellen Ort, Tag und Uhrzeit informiert. Kenntnis über den jeweiligen Erzähler erhält der Leser erst im Laufe des Kapitels – mal früher und manchmal auch eher erst am Ende.
Michael Tsokos beschreibt natürlich auch die jeweiligen Obduktionen, verzichtet dabei aber weitgehend auf eine Aneinanderreihung von Fachbegriffen, die das flüssige Lesen deutlich erschweren würden. Er formuliert für Laien verständlich und ausreichend das Vorgehen bei Obduktionen, verliert sich dabei aber nicht zu sehr in Details. Darüber hinaus finde ich seine Darstellungen diesbezüglich nicht blutrünstig und übertrieben, sondern sachlich, wie es sicher täglich in rechtsmedizinischen Instituten abläuft.
„Abgeschlagen“ von Michael Tsokos ist im Droemer Knaur-Verlag erschienen. Der Thriller besteht aus 416 Seiten. Das Cover ist eindrucksvoll passend und gleichzeitig eher einfach gehalten. Die Machete als großer Bestandteil der Handlung wird dabei in den Vordergrund gerückt. Zu weiteren Extras oder Qualität des Materials des Buches kann ich leider nichts sagen, da ich es als eBook gelesen habe.

Der neue True-Crime-Thriller von Michael Tsokos, der auf wahren Begebenheiten beruht, hat mich von Beginn an gefesselt. Die verschiedenen Handlungsstränge am Anfang des Buches, die zügig in einem Handlungsstrang münden, haben zunächst für große Geschwindigkeit gesorgt. Besonders schön fand ich, dass die Handlung nicht extrem abgedreht und kurios geworden ist. Darüber hinaus hat der Autor auch bei eher brutalen Szenen nicht wahnsinnig übertrieben. Der Thriller hat mir im Ganzen sehr gut gefallen, sicher auch wegen der sympathischen Charaktere und ich freue mich auf Fortsetzungen. Allen Fans von Sebastian Fitzek sei dieser Thriller auch ans Herz gelegt. Lohnt sich!