Ein Herz für Herzfeld

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buchstabenpoesie Avatar

Von

*Beschreibung*
Dies ist nicht mein erstes Buch von Michael Tsokos, daher habe ich geahnt, was auf mich zukommen wird und wurde nicht enttäuscht. Ich habe medizinische Details erwartet, interessante Fälle, blutige Obduktionen und Spannung. All das habe ich auf den fast 300 Seiten bekommen. Interessanter wird das ganze nochmal, wenn man das Nachwort des Autors liest, indem man erfährt, dass die Handlung auf Gegebenheiten beruht, die genauso oder in ähnlicherweise abgelaufen sind. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte das Buch ruckzuck durch. Das liegt einerseits wohl an den kurzen Kapiteln und andererseits am Schreibstil des Autors, der so wunderbar flüssig und leicht ist.

Das Buch fällt in die Kategorie Thriller - ja das ist wohl ein leidiges Thema bei vielen Büchern - auch dieses Buch hätte ich nicht diesem Genre zugeschrieben, denn es sind nicht mal unbedingt sie Spannungselemente, die den Leser packen und begeistern, denn von diesen sind gar nicht so sehr viele geschildert. Gerade zu Beginn fehlt die Spannung und stattdessen folgen viele Schilderungen von Obduktionen. Für mich war es genau das richtige, denn das erwarte ich von den Büchern des Autors. Andere Leser:innen, die hier einen Thriller erwarten, bei dem sie kaum Luft holen können, werden hier nicht auf ihre kosten kommen. Dies sollte unbedingt bedacht werden.

Was die Charaktere anbelangt, so kann ich nur ein Lob für Herzfeld aussprechen. Man erfährt zwar nie so richtig viel über ihn und trotzdem kennt man ihn schon in und auswendig. Herzfeld wirkt authentisch und handelt seines Alters entsprechend. Er ist endlich mal ein Protagonist, der keine Schimpfwörter verwendet oder sich unmöglich ausdrückt. Er ist intelligent und man spürt, dass er sowohl liebender Vater und Ehemann ist, als auch voller Leidenschaft in seiner Arbeit aufgeht.
Bezüglich der anderen Charaktere muss ich schon sagen, dass da sicherlich die eine oder andere Naive Handlung versteckt ist, aber solche Leute gibt es tatsächlich auch im realen Leben.

Ein besonders schönes Detail war auch die Szenerie in diesem Buch. Natürlich spielt es wieder in der Kieler Rechtsmedizin und wir begleiten Herzfeld auch in der Umgebung Kiels. Aber diesmal durfte ich ihn nach Bad Segeberg zu den Karl May Festspielen begleiten. Für mich ein absolutes Highlight und ein grandioser Abschluss in der Szenerie, was die der Herzfeld-Thriller anbelangt. Michel Tsokos hätte sich kein atemberaubenderes Ende hierfür überlegen könne. Wenn man selbst schon einige Male dort gewesen ist, konnte man in Gedanken genauestens mitverfolgen, wie die Verfolgungsjagd dort vor Ort aussieht. Und wer weiß, vielleicht denke ich bei meinem nächsten Besuch der Festspiele daran, wie sich Herzfeld, Behrendt und Schneider dort bekämpft haben.

Abschließend noch ein paar Wörter zum Cover. Ich muss sagen, dass mir das Cover schon gefällt, es mich aber absolut nicht umhaut. Es ist farblos und fällt daher auch nicht direkt ins Auge. Dann der Arm auf dem Foto, dem man erst eine Bedeutung beimessen kann, wenn man das Buch liest, das hatte auch mich keine besonders anregende Wirkung. Hätte ich nicht "Tsokos" drauf gelesen, hätte ich es für ein langweiliges Buch gehalten. Etwas positives muss ich hier aber noch anfügen - wie die Schrift in den Arm eingelassen wurde finde ich äußert gelungen. Auch die Narbe auf dem Arm, die haptisch hervorgehoben wurde fand ich genial.

*Fazit*
Ich habe den Herzfeld-Thriller von Michael Tsokos wieder sehr genossen und geliebt. Man kann sich in die Handlung hineinfallen lassen und die Seiten fliegen nur so dahin, da sie voller interessanter und spannender Geschichten steckt, von denen man weiß, dass viele davon genauso oder in ähnlicher Art und Weise abgelaufen sind. Ich habe Herzfeld unglaublich gerne durch seine neuen „Fälle“ begleitet und war am Ende umso trauriger, dass die Herzfeld-Ära nun ein Ende hat - wobei er nicht nur einem Platz in meine Leseherzen haben wird, sondern auch in meinem Bücherregal. Von mir gibt es *5 Sterne*, weil mich das Buch wieder so begeistern konnte und ich jedes der medizinischen Detail liebe und noch ein viel dickeres Buch darüber hätte lesen können!
Danke Herr Tsokos, für die vielen tollen Herzfeld-Thriller!