True-Crime-Thriller, dessen Stärke Fachwissen ist

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heinoko Avatar

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Nachdem ich bereits ein Buch von Michael Tsokos gelesen hatte, waren meine Erwartungen „angemessen“, das heißt nicht zu hoch geschraubt. Und genau das war die richtige Einstellung, denn auch dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten, hat mir einige Schauder über den Rücken gejagt, manch Ekelgefühl aufkommen lassen, aber wiederum auch die annähernd gleichen Kritikpunkte wie zum Buch „Abgetrennt“ entstehen lassen.

Wieder ein brisanter Fall für Paul Herzfeld, denn in einem medizinischen Lehrinstitut wird mit Leichenteilen gearbeitet, deren Herkunft offensichtlich fragwürdig ist. Denn wie ist es möglich, dass man dort einen Arm mit einem auffälligen Tattoo findet, wobei Herzfeld vor nicht langer Zeit den Mann mit eben diesem Arm in der Kieler Rechtsmedizin sezierte? Wie zu erwarten, kann Herzfeld es nicht lassen, auf eigene Faust nach Antworten zu suchen und gerät damit in das Visier des Täters und damit in höchste Gefahr…

Bestechend finde ich auch in diesem Buch, wie Tsokos sein fundiertes Fachwissen und seine tatsächlich erlebten Kriminalfälle aus seinem Seziersaal heraus zu einem fesselnden True-Crime-Thriller verdichtet. Der Autor ist Professor für Rechtsmedizin und ein international anerkannter Experte für Forensik, und genau diese realen Grundlagen machen das Lesen so besonders. Die realistischen Szenen von Seziervorgängen jagten mir wieder sehr besondere Schauer über den Rücken. Enttäuschend für mich jedoch war auch hier wiederum der Schreibstil, der teils etwas altväterlich, teils arg bemüht-spröde, ja fast möchte ich sagen, unbeholfen daher kommt. Der Spannungsbogen ist lange Zeit eher mäßig gespannt, nimmt aber im Laufe der Geschichte zu, was sich auch in den immer kürzer werdenden Kapiteln zeigt.

Fazit: Wenn man an die Bücher von Michael Tsokos keinen literarischen Maßstab anlegt, sondern Freude hat an einem mit fundiertem Fachwissen ausgestatteten True-Crime-Thriller, wird auch an diesem Band seine Freude haben.