Mit Abgetrennt haben wir es wieder mit einem typischen Tsokos zu tun, jedoch im Vergleich zu den ersten beuden Bänden der Schwächste. Das Buch hat zwei Handlungsstränge die am Ende, meiner Meinung nach sehr geschickt, zusammengeführt werden.
Das Buch ist der dritte Teil einer Reihe, es kann zwar unabhängig von den anderen beiden Teilen gelesen werden, jedoch empfehle ich die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sonst der zweite Handlungsstrang nicht so gut bis garnicht vollständig nachempfunden werden kann.
Der erste Handlungsstrang verlor relativ schnell die Spannung für mich, da ich recht zügig raus hatte, wo der Hase lang läuft. Allerdings war der Zweite dafür sehr spannend und auch teilweise echt krass. Dadurch das Michael Tsokos, was man auch im Nachwort in jedem Buch nachlesen kann, Szenarien auswählt die teilweise auf wahren Begebenheiten beruhen, ging das Lesen extrem an die Nerven.
Sehr gefallen haben mir auch die genauen Beschreibungen der Obduktionen, sie waren extrem detailreich und daher auch nicht allzu leichte Kost. Bei diesen Abschnitten merkt man, das der Autor vom Fach ist und durch seinen eigentlichen Beruf jede Menge an Fachwissen und Sachverstand hat. Wer also nicht so belastbar ist oder einen schwachen Magen in Kombination mit einem guten Vorstellungsvermögen hat, sollte bei diesem Buch vorsichtig sein.
Vorstellungsvermögen ist hier das Stichwort, denn davon braucht es bei dieser Geschichte nicht viel um den vollen Thrill zu genießen. Es ist alles so wahnsinnig gut erklärt und beschrieben, das sich der Film im Kopf ganz von alleine abspielt.
In die Geschichte selbst kam ich wahnsinnig schnell und einfach rein. Das lag zum Einen daran, das es nicht so viele Charaktere gibt, auf die man sich einlassen muss, zumal einige Personen ja schon aus den vorherigen Teilen bekannt sind.
Zum Anderen aber lag es an der einfachen Schreibweise. Zwar hat Tsokos einen eher sachlichen und nüchternen Schreibstil der eher Wert auf Inhalt und Fakten legt, jedoch ist er gleichzeitig auch sehr einfach und flüssig zu lesen. Für mich ist das eine sehr gute Kombination und ich komme damit bestens zurecht, jedoch kann ich mir auch vorstellen das es für den ein oder anderen Leser zu ‘trocken’ sein könnte, da mit dem Emotionen nicht allzu viel gespielt wird und gerade die Sektionsabschnitte für Menschen die nicht so sehr an der Rechtsamedizin interessiert sind, ziemlich lang sein können.
Ich bin da allerdings absolut interessiert und vorallem wird es dann besonders spannend wenn man Dr. Tsokos auf Instagram folgt und dort seine Storys anschaut, bei denen er die Follower mit in den Sektionssaal nimmt. Wenn man während des Lesens diese Bilder im Kopf hat, könnte gerade die Stelle der verwesenden Leiche so ihre Folgen haben.
Aber nun genug zu diesem Thema, gehen wir etwas auf die eigentliche Geschichte ein. Endlich ist Paul Herzfeld zurück am Sektionstisch und schon geht es auch wieder zur Sache, denn es tauchen Leichenteile einer Person auf, die er vor nicht allzulanger Zeit auf seinem Sektionstisch liegen hatte. Doch wie sollen die in Umlauf gekommen sein, schließlich sind sie von der Kieler Rechtsmedizin auf direktem Wege zum Krematorium geschickt worden, oder etwa nicht? Ist da jemand in seinen eigenen Reihen, der mit Leichenteilen handelt?
Das gilt es nun für Herzfeld rauszufinden, nichts ahnend auf was er sich da eingelassen hat und was das noch für gravierende Folgen hat. Als ob dieser Fall nicht genug wäre, schwirrt ihm immernoch der Verbleib von seinem ehemaligen Chef Schneider im Kopf herum, denn nach wie vor weiß niemand wo er abgeblieben ist. Die Angst ist seit dem schrecklichen Ereignis zwar etwas abgeflaut, doch beunruhigt es ihn noch immer, nicht zu wissen was mit seinem Todfeind, dem skrupellosen Killer Schneider geschehen ist. Auch auf diese Frage wird er schon bald eine sehr unschöne Antwort erhalten.
Der Verlauf der Geschichte ist sehr gut nachvollziehbar, das Handeln der Charaktere authentisch, wenn auch teilweise sehr vorhersehbar. Gegen Ende wird es dann nochmal spannender, jedoch ist dieses für meinen Geschmack doch etwas zu kurz. Ich hätte mir noch etwas mehr Action gewünscht, vielleicht einen nicht vorhersehbaren Plot, aber das diese Reihe ein so abruptes Ende hat finde ich schade.
Natürlich soll das nicht heißen das es deswegen weniger gut ist, auf keinen Fall. Spannend war es bis zur letzten Seite, aaaber ich bin ein Fan von spektakulären Endings, gerade wenn es eine Reihe abschließt.
Alles in allem kann ich aber sage, das dieses Buch, wie auch die anderen Teile der Reihe sehr gelungen war und mich gut unterhalten hat. Mein Herz für Paul Herzfeld schlägt nach wie vor und ich bedaure schon jetzt, dass es keinen weiteren Teil mehr dieser Reihe geben wird.
Wenn ihr interesse an einer spannenden Reihe habt, die nicht zu lang ist und sehr tief in die Rechtsmedizin eintaucht, dann seid ihr bei diesen Bänden genau richtig!