Interessant, aber nicht zu einhundert Prozent überzeugend

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chrischid Avatar

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Vito Grassi hatte kein allzu enges Verhältnis zu seinem Vater. Doch nach dessen Tod erbt er sein Haus in Ligurien, abgeschottet vom Lärm der Großstadt und mit eigenem Olivenhain. Die Bande seiner eigenen Familie drohen auseinanderzubrechen, die logische Konsequenz ist die Versetzung in die Abgeschiedenheit. Doch viel Zeit zum Durchatmen oder Ankommen bleibt Grassi nicht, gleich zwei Leichen pflastern seinen Weg – und er muss beweisen, dass er auch in der Provinz auf seinen Scharfsinn vertrauen kann.

Viel Lokalkolorit, eigenständige und eigensinnige Charaktere mit Wiedererkennungswert, und ein durchdachtes Netz aus Hinweisen und Fallstricken, die nicht nur den Protagonisten zum Verhängnis werden können. Der Autor spielt in gewisser Weise mit dem Leser. Einerseits lässt er ihn in dem Glauben, ganz nah dran zu sein, das Geschehen aus der ersten Reihe zu betrachten, andererseits gibt er aber zwangsläufig nur das nötigste preis, dies jedoch ziemlich geschickt. Ist man allerdings erst einmal dahintergestiegen, so lässt man sich kaum noch aufs Glatteis führen, sondern erfreut sich fast schon an der nächsten falschen Fährte.

Unaufgeregt, aber trotz allem spannend werden nicht nur die Todesfälle behandelt, sondern auch das Gefühlsleben der Protagonisten. Die wechselnden Tempi führen somit zu Ruhephasen, die nicht unbedingt notwendig wären, aber auch nicht als störend empfunden werden. Denn sie fügen sich nahtlos ins Gesamtkonstrukt ein. Hier ist alles von Anfang bis Ende durchdacht, lose Fäden sucht man vergeblich. Auch der Abschluss ist formal ziemlich schnörkellos, trotz dessen, dass es inhaltlich ordentlich zur Sache geht.

Zwar nicht zu einhundert Prozent überzeugend, aber alles in allem ein interessanter erster Fall für Vito Grassi, der sich schon gut in seine neue Heimat einfügt.