Leben im Plattenbau und der Traum alles hinter sich zu lassen

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minijane Avatar

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Das war auf jeden Fall ein Buch, was nachhallt, auch wenn ich lange überlegt habe, ob ich es überhaupt lesen möchte.

Wanda lebt im 18.Stock eines Hochhauses in Berlin. Sie ist als alleinerziehende Mutter hier gelandet, wo Trostlosigkeit und Armut bis in den letzten Winkel zu spüren sind. Eigentlich ist sie Schauspielerin, doch das letzte Engagement ist inzwischen auch schon 2 Jahre her, und es ist keine neue Rolle in Sicht. Sie will auf jeden Fall hier weg, und sie verfolgt vehement ihren Traum einer Schauspielkarriere. Das führt natürlich auch dazu, dass sie sich nicht so um ihre kleine Tochter kümmern kann, wie sie das eigentlich möchte. Als man sie endlich mal wieder engagiert, wird sie gefeuert, als sie den Drehort verlassen muss, weil die Kita anruft und sie auffordert Karlie sofort abzuholen. So ist es halt als Mutter- Karriere hin oder her- das Kind geht vor. Es wird sogar richtig dramatisch, als Karlie ernsthaft erkrankt und in die Notaufnahme muss. Gott sei Dank hatte Eileen‘s Mutter von nebenan kein gutes Gefühl bei Karlie‘s Ohrenschmerzen. Wanda hat im Laufe der Geschichte bei jeder Chance die Hoffnung endlich den Durchbruch zu schaffen und wird dann doch wieder brutal in die Wirklichkeit zurückkatapultiert.

Wanda ist keine sympathische Protagonistin, und ich fand manche ihrer Handlungen auch fragwürdig, ihren Umgang mit Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen nicht besonders freundlich und umgänglich. Ich verstehe aber, dass das Leben sie hart gemacht hat und habe ihren Ehrgeiz anerkannt, alles zu versuchen, um ihre Situation zu verbessern.

Die Autorin ist eine wirklich gute Beobachterin, die das Elend auf der Platte sehr präzise und treffend in Worte kleiden kann. Die Schere zwischen arm und reich in unserer Gesellschaft wird einem beim Lesen dieses Textes nochmal besonders deutlich und auch das es fast unmöglich ist, sich von ganz unten wieder ein Stück weit nach oben zu arbeiten. Besonders schwer haben es da Alleinerziehende.

Sicherlich war dies kein Wohlfühlbuch, aber eine Lektüre, die durch die Sprache beeindruckt hat und zum Nachdenken anregt.

Das Hörbuch wurde sehr einfühlsam vertont von Nina Reithmeyer, hat mir gut gefallen und ist empfehlenswert.