Unsympathische Heldin

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eulenmatz Avatar

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MEINUNG:

Achtzehnter Stock ist ein Debütroman, der mich zuerst vom Cover her angesprochen hat und auf den ich sehr gespannt war, weil ich selbst auch in Berlin in einer Platte groß geworden bin. 

Von den pastelligen Farben auf dem Cover sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Grundstimmung des Romans ist durchgehend melancholisch bis hoffnungslos. Mir war es auf Dauer ein bisschen zu viel, auch es sehr authentisch erschien. Ich war ein bisschen froh als ich das Buch beendet habe. Gestört hat mich vor allem irgendwann Wandas Verhalten, ganz besonders ihrer Tochter Karlie gegenüber. Leider würde ich hier auch schon von Vernachlässigung sprechen wollen. Es gab stellen, wo ich mich gefragt habe, ob Karlie überhaupt etwas zu essen bekommt. Wanda lernt auch nicht so richtig aus ihrer Situation, sondern bringt sich eher noch in eine weitere Misere. Es dreht sich auch alles immer nur um Wanda selbst. Ein bisschen wirkt es immer so, dass sie annimmt, dass sie trotz allem noch etwas Besseres wäre und sie irgendwann als Schauspielerin das große Glück findet. Auch soziale Beziehungen kann sie scheinbar nicht gut führen. Von ihrer Nachbarin weiß sie nicht mal den richtigen Namen, sondern nennt sie immer nur "Aylins Mama".

Als Karlie eine schwere Entzündung bekommt, spürt man Wandas Verzweiflung, dass ihr jemand hilft. Die Stelle hat mich sehr berührt. Es zeigt, dass wie schwer es als alleinziehend Mutter in einem sozialen Brennpunkt ist, dennoch habe ich mich gefragt, ob Wandy sich selbst überhaupt so sieht. Der Roman ist ein stückweit auch eine Milieustudie. Schnell wird klar, dass Wanda selbst mit den besten Ambitionen für ein besseres Leben, nicht aus ihrer sozialen Schicht entfliehen kann. Ich habe mich so oft gefragt, von was Wanda eigentlich lebt, denn soziale Hilfen will sie auch nicht annehmen. Ich hätte sie am liebsten geschüttelt als sie dann endlich mal Geld hat und dass dann auch wieder nur sinnlos ausgegeben hat. Es hat einfach gezeigt, warum es so schwer ist, seiner sozialen Schicht zu entfliehen. Mit ein bisschen Geld ist es nicht getan. Es muss sich auch etwas an dem viel zitierten Mindset tun. Ich mochte zwar nicht die Protagonistin, aber ich mag den Schreibstil von Sara Gmuer.

FAZIT:

Achtzehnter Stock ist ein raues, ein düsteres Buch über eine sozialen Brennpunkt in Berlin mit einer Protagonistin, die ich leider nicht sympathisch fand und die mit den Verlauf auch immer anstrengender wurde, dennoch halte ich das Buch für realistisch. Ich bin gespannt, was wir von Sara Gmuer noch lesen werden.