Vom Filmset in den Plattenbau und zurück

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petris Avatar

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Ihr Leben hatte sich Wanda ganz anders vorgestellt. Sie lebt in einem Berliner Plattenbau und ist Alleinerziehend. Geträumt hatte sie von einer Karriere im Film-Business, sie hatte sich auf Premieren, am Set und auf Partys gesehen. Im Hof trifft sie die anderen Frauen, der etwas heruntergekommen Platte. Aylins Mama zum Beispiel, die sich auch um Karlie, Wandas fünfjährige Tochter, kümmert, wenn Wanda jemanden braucht oder Ming mit den Zwillingen und dem Partner, der sie alles andere als gut behandelt.
Ihr letzter Dreh ist zwei Jahre her, und das war nur Werbung und trotzdem blickt sie auf die anderen herab, fühlt sich als etwas Besseres, weil sie zu stolz ist, um Bürgergeld zu beantragen und noch an ihre Ziele glaubt.
Als sich ihr eine Chance bietet, wieder einen Film zu drehen und sie noch dazu beginnt, den Co-Star zu daten, scheinen die Träume greifbar nahe.
Der Roman war sehr schlüssig erzählt, ich mochte, wie die Charaktere gezeichnet waren, die Lebensrealitäten geschildert wurden. Sowohl das Leben der Frauen in prekären Situationen als auch die Filmwelt wirkten sehr realistisch.
Wanda ist eine Kämpferin, gleichzeitig ist sie auch unglaublich stur. Wenn es dabei nur um sie selbst gehen würde, könnte ich das nachvollziehen. Aber ich fand auch, dass sie zum Wohle ihrer Tochter an einigen Punkten anders entscheiden hätte können. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass sie mich im Laufe der Geschichte teilweise auch genervt hat in ihrer Arroganz den anderen Bewohnerinnen des Plattenbaus gegenüber, Tey gegenüber (ihr Liebhaber, der ihr aber für eine „richtige“ Beziehung ebenfalls nicht genug war und auch in ihrer Sturheit, Hilfe anzunehmen, sich einen anderen Job zu suchen und dabei Karlie in Situationen zu bringen, die ziemlich traumatisch waren. Das wurde aber so gar nicht thematisiert.
Interessanter Roman, der aufzeigt, wie schwer es ist für Frauen und noch mehr für Mütter, wie nahe die Armut immer ist. Ganz warm geworden bin ich aber nicht mit den Beweggründen der Protagonistin.