Zwischen Traum und Realität

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cynthiam Avatar

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Ich finde die Geschichte erzählt sehr plastisch vom Leben am Minimum, in der grauen Trostlosigkeit der Berliner Plattenbaus, wie sie in Berlin und generell im Osten Deutschland wie Mahnmale gescheiterter Existenzen und geplatzter Träume in den Himmel ragen. Nirgendwo prallen Welten glanzvoller und schmerzlicher aufeinander als in Berlin. Das Buch fängt den Vice der Stadt in einer fast märchenhaft anmutenden Erzählung ein. Mit einer Protagonistin, die dem perspektivenlosen Leben entkommen will, entfliehen in den Glamour der Filmbranche und sich dabei einigen Herausforderungen stellen muss.

Wanda ist nicht unbedingt die nahbarste Protagonistin, das Leben hat sie schroff gemacht, sie pragmatisch werden lassen. Trotzdem fiebert man als Leser mit ihr und ihrem Schicksal mit, hofft, dass sie es schaffen wird. Und schaut ihr bei der Tragik des Scheitern zu, was das Buch zu einer echten Achterbahnfahrt zwischen Traum und Hoffnungslosigkeit macht. Neben Wandas Bemühungen es aus der Platte heraus zu schaffen, stehen die Begegnungen im Wohnblock im Fokus. So wird ein Bild des alltäglichen gezeichnet, der Banalitäten und der kleinen Träume, die die Bewohner für sich selbst und ihre Familien noch hegen und kaum zu hoffen wagen.

Es ist ein raues Pflaster, das da skizziert wird, die Unbarmherzigkeit des Lebens. Und trotzdem ergeben sich für Wanda kleine Chancen, es bilden sich innerhalb der Gemeinschaft der Hausbewohner Freundschaften, zarte Bande und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Heimat. Eine Geschichte aus dem Leben, die sehr authentisch erzählt und den Berliner Flair gut einfängt. Es ist eine offene, ungesühnte Geschichte, ein Blick auf das Leben der anderen.

Das Ende fühlte sich für mich ein bisschen unfertig an. Passt aber auch irgendwie zur Erzählung, denn das Leben geht schließlich irgendwie weiter.