Ada

Das Schweigen nach dem Krieg

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lilalesemaus Avatar

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Ada - kurz vor Kriegsende im Februar 1945 geboren, wandert ihre alleinstehende Mutter nach Kriegsende nach Argentinien aus. Nach einigen Jahren kehrt die Mutter mit der inzwischen 9jährigen Ada in die Heimat Deutschland zurück. Eine Heimat, die Ada jedoch völlig fremd ist und deren Sprache sie nicht spricht. Über ihr Aufwachsen in dieser fremden Heimat, um immer neu auftauchende Familiengeheimnisse, um das Schweigen der Kriegsgeneration über die jüngste Geschichte und das Erleben von Krieg, Gewalt und Hass dreht sich Adas Erzählung.

Ada erzählt ihre Geschichte in Rückblenden und in der "Jetzt-Zeit" des Buches im Deutschland der Wendezeit. Man erlebt die Schwierigkeiten, die durch die Sprachlosigkeit der Mutter in der Mutter-Tochter-Beziehung entstehen hautnah mit. Ada möchte lieben - und leidet nur. Sie versteht die Welt nicht, versteht ihre Mutter und ihren Vater nicht, versteht nicht, warum man ihr einen Teil der eigenen Geschichte - nämlich ihr "jüdisch-sein" - verheimlicht. Sie fängt an, sich mit den 68ern gegen das Schweigen über die jüngste Vergangenheit aufzulehnen, sucht immer wieder einen eigenen Weg und fühlt sich immer wieder als gescheitert, als nicht ausreichend gut genug für sich, ihre Eltern und die ganze Welt.

Adas schwieriger Weg, der in einer langen Therapie endet und mit einem einigermaßen hoffnungsvollen Ende, wird anschaulich und unpathetisch erzählt. Christian Berkel nutzt eine ansprechende, klare, eindrucksvolle Sprache ohne viele Umwege. Ich musste immer weiterlesen, es entwickelte sich eine "Sogwirkung".

4 Sterne trotzdem nur von mir, weil ich mich nach dem Buch fragte, was es mir eigentlich sagen wollte. Spannend und gut zu lesen, jedoch bleiben bei mir so einige Fragezeichen.