Ada

Suche nach dem Vater

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Das Kind Ada fühlt sich erst allmählich heimisch, als sie nach Jahren in Argentinien mit ihrer Mutter Sala zurückkehrt nach Deutschland. Wir schreiben das Jahr 1954. Die Jüdin konnte bis nach dem Krieg untertauchen, floh dann aber mit ihrer kleinen Tochter nach Südamerika.
In Buenos Aires hat es Hannes gegeben, dem Ada sich herzlich verbunden gefühlt hat. Nun ist da aber ihr Vater Otto. Als Kriegsheimkehrer hatte er seine Frau Sala nicht mehr vorgefunden und deshalb eine andere geheiratet. Da sie jedoch mit dem gemeinsamen Kind Ada wieder in Berlin ist, lässt er sich scheiden. Er heiratet Sala erneut, und die Familie ist wieder vollständig. Doch ist er Adas Erzeuger? Welche Rolle spielt dann Hannes? Alles ist recht verwirrend, auch für den Leser.
Wie ein roter Faden zieht sich Adas Suche nach ihrem Vater, nach Wahrheit und Klarheit durch das Werk. Auf mehreren Zeitebenen führt uns die Erzählerin Ada durch ihr Leben. Wir folgen ihr zum Mauerbau, in die Geschehnisse von 1968 und sogar zum Festival nach Woodstock, bis hin zum Frühling 1993.
Meine Sympathie gehört der Titelheldin, auch wenn mir ihre illegalen Handlungen ganz und gar nicht gefallen. Doch auch Ottos tolerante Haltung imponiert mir, als Sala für ein paar letzte Wochen des Abschieds zurück nach Buenos Aires fährt, zu Hannes.
Es geht in diesem Roman um die Liebe zu zwei Männern, um die Suche nach der eigenen Identität, um Schweigen und Vertuschen. Wieder ist es ein Stück Familiengeschichte, eingebettet in drei Teile: Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten. Markante historische Ereignisse stützen die Handlung und prägen auch das Mädchen Ada.
Nachdem ich von Berkels «Apfelbaum» begeistert war, habe ich mir ebensolche Lesefreuden auch von «Ada» erwartet, und ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin erstaunt, wie gut er sich in eine Frau hineinversetzen kann. Besonders farbige Szenen malt Christian Berkel, wenn er die Situation in Woodstock schildert, oder wie Jugendliche eine vietnamesische Dschunke kapern. Auch der Ausflug in die Pariser Welt der Mode und der Kunst war ein Highlight.
Es sind kurze Kapitel mit Titeln, was in Romanen nicht oft vorkommt. Spannungsbogen
Berkel ist ein souveräner Erzähler, der es versteht, über das ganze Buch verteilt aktuelle Themen anzuschneiden. Ich freue mich schon auf sein nächstes Werk.