Ada

Was für ein Buch!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
jule81 Avatar

Von

Ada ist etwa 50 Jahre alt und macht eine Therapie. Im Zuge dessen beschäftigt sie sich mit ihrer Vergangenheit und wir Leser tauchen im Rückblick in ihr Leben ein. Als Kind lebte sie in Buenos Aires, zog aber 1954 mit ihrer Mutter zurück nach Berlin. Dort erlebt das Kind eine Stadt und die Menschen nach dem Krieg, wobei Vieles für sie unklar ist, weil alle schweigen. Dieses Schweigen zieht sich durch ihr Leben, sei es die Vergangenheit der eigenen Mutter, deren Erlebnisse als Jüdin, oder wer eigentlich ihr wirklicher Vater ist. Ada wird durch dieses Schweigen schwer belastet, denn natürlich bekommt sie viele Dinge unterschwellig mit. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig, später bekommt sie noch einen kleinen Bruder, der die Familiensituation auch nicht leichter macht. Als Jugendliche lehnt sie sich auf, als junge Erwachsene erlebt sie die 68er-Bewegung mit. Neben ihren persönlichen Erlebnissen ist Ada in Berlin immer wieder mit historischen Ereignissen konfrontiert.
Ich weiß gar nicht, wie ich dieses großartige Buch treffend beschreiben kann. Christian Berkel hat eine solch vielschichtige Geschichte geschrieben, die aber nie überfrachtet wirkt. Die Geschichte von Ada im geschichtlichen Zusammenhang, der Konflikt der Generationen, Schuld, Familie, Schweigen - all das wird miteinander verknüpft. Ich konnte Adas Konflikt und ihr Verhalten absolut nachvollziehen, später schafft es der Autor sogar, dass ich ihre Elterngeneration mit ihrem Schweigen verstehen konnte. Der Schreibstil ist dabei immer präzise, atmosphärisch und absolut auf den Punkt.
Ich habe erst nach dem Lesen festgestellt, dass der erste Roman des Autors quasi die Vorgeschichte darstellt, dieses Buch werde ich auf jeden Fall noch lesen.
Ich bin begeistert von "Ada" und kann die Geschichte jedem empfehlen!