Ada

Wer bin ich, wer will ich sein

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dicketilla Avatar

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Am Tag des Mauerfalls entscheidet sich Ada Hilfe zu holen, entscheidet sich für eine Gesprächstherapie. Und so lernen wir Ada durch ihre eigenen Worte erzählt kennen. Sie ein unbeschwertes Leben mit ihrer Mutter in Argentinien hatte, dann aber herausgerissen als Neunjährige mit ihr zurück nach Deutschland ging. Genauso wie einst ihre Geburt, als sie mit Wucht dem Körper der Mutter entrissen wurde, damals im Februar '45 in Leipzig. Eine Freundin der Mutter gibt ihnen Halt, Mopp wird in ihrem Leben stets ein Ankerplatz für sie bleiben. Doch da ist immer dieses Schweigen, das Ungesagte, was sie schon früh erkennt. Da tauchen Otto und Hannes auf, und sie soll entscheiden mit wem sie zusammen leben wollen, und sie entscheidet sich für den Mann mit dem Fahrrad. Zwei Männer, die im Leben der Mutter eine große Rolle spielten. Doch wer ist der eigentliche Vater, diese Ungewissheit begleitet Ada ihr Leben lang.
Auch die Frage ihrer Identität quält sie sehr. Spät erfährt sie erst von ihrem jüdisch sein. Und so beginnt sie auszubrechen, will diesem heuchlerischen, bürgerlichem Dasein entfliehen, wo über die Zeit des dritten Reiches, Gefangenschaft nicht gesprochen wird, sich die alten Geister wieder beginnen zu finden.

Wie bereits in seinem ersten Buch „ Der Apfelbaum“ zeigt Christian Berkel wieder ein gesellschaftliches Bild. Diesmal sind es hauptsächlich die Jahre des sogenannten Wirtschaftswunders. In denen sich die einen ihr biederes Leben einrichten, die Jugend aber über die Sprachlosigkeit dieser Generation beginnt aufzubehren. Sich teilweise in Drogen ausprobiert, in Kommunen lebt, aber auch politisch aktiv wird, wie die Studentenunruhen in den 60er Jahren hier Beachtung finden. Aber auch eine andere Musikrichtung die Generationen spaltet, Woodstock und das Rolling Stones Konzert auch für Ada ein ständiges Ausbrechen bedeutet. Sie sich fragte wer sie war, wer sie sein wollte.

„Ich suchte so lange nach dem Bett, in das ich passe, bis ich keinen Schlaf mehr fand.“

Dem Autor ist wieder ein Meisterwerk gelungen, in der er uns in eine Zeit blicken lässt, die eine ganze Generation geprägt hat. Und das macht er wieder mit seiner klaren Sprache, die den Leser sofort für die Geschichte einnimmt. Sogar der kleine Sputnik, im Apfelbaum sitzen, erinnert an seinen ersten Roman. Und vielleicht wird dieser Sputnik im dritten Teil seine Berechtigung finden.