Bedrückend und beeindruckend!
Zusammenfassung
Wir begleiten die Schwestern Ruth und Shosh und bekommen über mehrere Generationen hinweg Einblicke in ihre Familiengeschichte. Der Roman spielt in Deutschland, Israel und später in den USA. Ruth geht schon früh ins britische Mandatsgebiet Palästina und ist Mitgründerin eines Kibbuz, Shosh folgt ihr nach dem Krieg. Es geht um die Geschichte, Entstehung und Verteidigung Israels, in die auch die Kinder und Kindeskinder der beiden auf die ein oder andere Art verwickelt sind, um Gewalt und den unbedingten Willen, zu überleben und sich zu behaupten. Das Kibbuz ist für Ruth und ihre Familie die neue Heimat, die mit allen Mitteln verteidigt wird. Es soll ihnen endlich die ersehnte Freiheit bieten, in einem sozialistischen Rahmen, in dem die Gemeinschaft über allem und allen steht.
Adama ist die Übersetzung des gleichnamigen Romans aus dem Englischen, der schon 2023 erschien. Es wird als Politthriller, Krimi, Familien- und Generationenroman bezeichnet.
Bewertung
Lavie Tidhar scheint ein Faible für Bücher zu haben, die sich nicht einfach in ein einzelnes Genre stecken lassen. Den o.g. Genres würde ich noch den historischen Roman hinzufügen wollen. Während der Lektüre habe ich immer wieder überlegt, was ich da eigentlich genau lese, und mich auf halber Strecke damit abgefunden, es nicht eingrenzen zu können. Ich mochte es sehr und konnte es kaum aus der Hand legen, weil ich es sehr spannend fand und mit den Figuren mitgelitten habe.
„Mitleiden“ ist allerdings ein wichtiges Stichwort, denn die Geschichte ist das Gegenteil einer Cozy-Familiensaga. Hier wird gelitten und gestorben in den vielfältigsten Varianten. So viel Hass, Tod und Krieg, so viel Schmerz, Verlust und Trauer. Was die Figuren erleben, führt zu einer bedrückenden Sprachlosigkeit.
„Alle waren sie nun hier. Endlich wiedervereint. Und doch trennte sie das Unausgesprochene.“
Jede Figur hat dabei ihren eigenen Umgang mit ihrer Geschichte und ihre eigene Perspektive darauf. Sie werden hart, stumpfen ab, fügen sich oder flüchten. Ihr Leiden ist dennoch auf nahezu jeder Seite spürbar, was die Lektüre nicht leicht macht. Es ist wirklich kein Feel-good-Roman! Dazu ist der Schmerz für die meisten Figuren Motiv bzw. Antrieb für das, was sie tun, und treibt die Handlung voran.
„Aber Ruth war anders, und vielleicht war sie auch immer schon so gewesen. Die Hitze in Palästina hatte sie ihrer weicheren Schichten entkleidet und zu einer unverhüllt scharfen Klinge gemacht.“
Der Autor erzählt die Geschichte in meist knappen Sätzen, nüchtern und reduziert, aber dennoch sehr sprachgewandt. Dass man so tief in die Geschichte eintauchen kann, hat mich ziemlich beeindruckt. Es entfaltet sich hier die Geschichte Palästinas, von der ich höchstens geahnt habe, dass sie existiert. Wie ein Kaleidoskop ermöglichen uns die Figuren Einblicke in die verschiedenen Zeitebenen von 1946 bis 2009.
Fazit
Adama ist keine leichte Lektüre und muss verdaut werden. Es ist eindrücklich geschrieben und bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte Palästinas und der Kibbuzim im 20. Jahrhundert. Mich hat es sowohl formal als auch inhaltlich sehr beeindruckt. Historischer Roman, Familienroman, Krimi, Thriller, hier ist wirklich alles vorhanden und fügt sich nahtlos ein in die Geschichte.
Empfehlung
Wer kein Cozy Crime braucht und sich für die Geschichte Palästinas und der Kibbuzim interessiert, der*die wird hier belohnt mit einem starken Roman mit spannenden Figuren.
Wir begleiten die Schwestern Ruth und Shosh und bekommen über mehrere Generationen hinweg Einblicke in ihre Familiengeschichte. Der Roman spielt in Deutschland, Israel und später in den USA. Ruth geht schon früh ins britische Mandatsgebiet Palästina und ist Mitgründerin eines Kibbuz, Shosh folgt ihr nach dem Krieg. Es geht um die Geschichte, Entstehung und Verteidigung Israels, in die auch die Kinder und Kindeskinder der beiden auf die ein oder andere Art verwickelt sind, um Gewalt und den unbedingten Willen, zu überleben und sich zu behaupten. Das Kibbuz ist für Ruth und ihre Familie die neue Heimat, die mit allen Mitteln verteidigt wird. Es soll ihnen endlich die ersehnte Freiheit bieten, in einem sozialistischen Rahmen, in dem die Gemeinschaft über allem und allen steht.
Adama ist die Übersetzung des gleichnamigen Romans aus dem Englischen, der schon 2023 erschien. Es wird als Politthriller, Krimi, Familien- und Generationenroman bezeichnet.
Bewertung
Lavie Tidhar scheint ein Faible für Bücher zu haben, die sich nicht einfach in ein einzelnes Genre stecken lassen. Den o.g. Genres würde ich noch den historischen Roman hinzufügen wollen. Während der Lektüre habe ich immer wieder überlegt, was ich da eigentlich genau lese, und mich auf halber Strecke damit abgefunden, es nicht eingrenzen zu können. Ich mochte es sehr und konnte es kaum aus der Hand legen, weil ich es sehr spannend fand und mit den Figuren mitgelitten habe.
„Mitleiden“ ist allerdings ein wichtiges Stichwort, denn die Geschichte ist das Gegenteil einer Cozy-Familiensaga. Hier wird gelitten und gestorben in den vielfältigsten Varianten. So viel Hass, Tod und Krieg, so viel Schmerz, Verlust und Trauer. Was die Figuren erleben, führt zu einer bedrückenden Sprachlosigkeit.
„Alle waren sie nun hier. Endlich wiedervereint. Und doch trennte sie das Unausgesprochene.“
Jede Figur hat dabei ihren eigenen Umgang mit ihrer Geschichte und ihre eigene Perspektive darauf. Sie werden hart, stumpfen ab, fügen sich oder flüchten. Ihr Leiden ist dennoch auf nahezu jeder Seite spürbar, was die Lektüre nicht leicht macht. Es ist wirklich kein Feel-good-Roman! Dazu ist der Schmerz für die meisten Figuren Motiv bzw. Antrieb für das, was sie tun, und treibt die Handlung voran.
„Aber Ruth war anders, und vielleicht war sie auch immer schon so gewesen. Die Hitze in Palästina hatte sie ihrer weicheren Schichten entkleidet und zu einer unverhüllt scharfen Klinge gemacht.“
Der Autor erzählt die Geschichte in meist knappen Sätzen, nüchtern und reduziert, aber dennoch sehr sprachgewandt. Dass man so tief in die Geschichte eintauchen kann, hat mich ziemlich beeindruckt. Es entfaltet sich hier die Geschichte Palästinas, von der ich höchstens geahnt habe, dass sie existiert. Wie ein Kaleidoskop ermöglichen uns die Figuren Einblicke in die verschiedenen Zeitebenen von 1946 bis 2009.
Fazit
Adama ist keine leichte Lektüre und muss verdaut werden. Es ist eindrücklich geschrieben und bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte Palästinas und der Kibbuzim im 20. Jahrhundert. Mich hat es sowohl formal als auch inhaltlich sehr beeindruckt. Historischer Roman, Familienroman, Krimi, Thriller, hier ist wirklich alles vorhanden und fügt sich nahtlos ein in die Geschichte.
Empfehlung
Wer kein Cozy Crime braucht und sich für die Geschichte Palästinas und der Kibbuzim interessiert, der*die wird hier belohnt mit einem starken Roman mit spannenden Figuren.