Berührend

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franzel_79 Avatar

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Adama ist eines dieser Bücher, die sich nicht laut in den Vordergrund drängen, sondern langsam in einem wachsen. Schon auf den ersten Seiten spürt man diese besondere Stimmung – etwas Nachdenkliches, fast Melancholisches, das einen sofort berührt. Lavie Tidhar schreibt mit einer beeindruckenden Ruhe und Präzision, und gerade diese Zurückhaltung macht seine Worte so kraftvoll.
Die Geschichte entfaltet sich still, aber eindringlich. Es geht um Herkunft, Verlust und Identität – darum, was es bedeutet, irgendwo dazuzugehören, oder vielleicht nie ganz anzukommen. Adama steht sinnbildlich für so viele Menschen, die zwischen Welten leben, mit Erinnerungen, die schwer wiegen, und einer Sehnsucht, die keinen festen Ort kennt.
Tidhar gelingt es, große Themen leise zu erzählen. Er beschreibt keine dramatischen Szenen, sondern kleine, menschliche Momente – Blicke, Gedanken, Erinnerungen, die sich in die eigene Wahrnehmung schleichen. Dadurch entsteht eine Nähe, die tief geht. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, zwischen den Zeilen zu atmen, als würde das Ungesagte mehr erzählen als das Gesagte.
Sein Stil ist klar, fast poetisch, und voller Respekt für seine Figuren. Er urteilt nicht, er beobachtet – und genau das macht dieses Buch so besonders. Es ist keine einfache Geschichte, aber eine, die viel Raum für Nachdenken lässt.
Am Ende bleibt bei mir dieses stille Gefühl von Wehmut und Dankbarkeit zugleich. Adama hat mich daran erinnert, wie wichtig Erinnerung ist – und wie schmerzhaft schön es sein kann, sich selbst in Geschichten wiederzufinden, die von Verlust und Hoffnung zugleich erzählen.
Ein tiefgehendes, stilles Buch, das man nicht einfach beendet – man trägt es noch eine Weile mit sich.