Erde, Blut, Erinnerung

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Adama ist kein Buch, das man einfach so wegliest – es fordert heraus, berührt und lässt einen nachdenklich zurück. Lavie Tidhar erzählt die Geschichte von Ruth, einer ungarischen Jüdin, die vor den Nazis flieht und sich in einem Kibbuz in Palästina ein neues Leben aufbaut. Doch dieses neue Leben ist nicht frei von Konflikten, Verlusten und inneren Widersprüchen.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Vielschichtigkeit des Romans: Es geht nicht nur um eine Familiengeschichte, sondern auch um die Gründung Israels, um politische Spannungen, um Identität und um die Frage, was Heimat eigentlich bedeutet. Die Figuren sind komplex und oft ambivalent – keine einfachen Helden, sondern Menschen mit Brüchen und Schatten.

Der Stil ist stellenweise rau, fast dokumentarisch, aber gerade das passt zur Thematik. Manche Passagen waren für mich schwer zu greifen, weil sie zwischen Zeiten und Perspektiven springen, aber das hat auch dazu beigetragen, dass ich das Buch als ein Mosaik empfunden habe – viele kleine Teile, die zusammen ein großes Bild ergeben.

Was mir gefehlt hat, war manchmal die emotionale Nähe zu den Figuren. Ruth bleibt für mich ein wenig distanziert, obwohl ihre Geschichte so bewegend ist. Trotzdem: Adama ist ein wichtiges Buch, das sich traut, unbequeme Fragen zu stellen und gängige Narrative zu hinterfragen.

Ich würde es Leserinnen und Lesern empfehlen, die sich für Geschichte, Politik und komplexe Familiengeschichten interessieren – und die bereit sind, sich auf ein intensives Leseerlebnis einzulassen.