Vielseitig und mit viel Hintergrund

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duckyputz Avatar

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Lavie Tidhar, bekannt für seine Science-Fiction-Bücher, wendet sich mit „Adama“ einem ganz anderen Genre zu. Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Jüdin Ruth, die aus Budapest flieht, um in Palästina ein neues Leben zu beginnen und den Kibbuz Trashim mitbegründet. Ihr Leben ist eng mit der Gründung des Staates Israel verbunden, ein Leben zwischen Idealismus, Gewalt und unversöhnlichem Überlebenswillen.
Tidhar beschreibt in „Adama“ nicht nur Ruths Schicksal, sondern das mehrerer Generationen zwischen 1945 und 2009. Er wechselt dabei immer wieder Zeiten und Perspektiven, was die Lektüre anspruchsvoll, aber auch vielschichtig macht. Der Roman vermittelt einen intensiven Eindruck von den politischen und gesellschaftlichen Spannungen, unter denen der junge Staat Israel entstand, ohne dabei belehrend zu sein.
Die Figuren, besonders Ruth, bleiben oft distanziert und wirken durch die Härte ihrer Erfahrungen emotional unzugänglich. Das erschwert die Identifikation, passt aber zum Ton des Buches: ein Leben, geprägt von Verlust, Hass und Überlebenskampf. Diese emotionale Kälte verstärkt das Grundthema des Romans, den Preis, den Menschen für ihre Überzeugungen und ihr Land zahlen.
„Adama“ ist kein klassischer Thriller, sondern ein historisch-politischer Familienroman. Er verlangt Aufmerksamkeit und Hintergrundwissen, belohnt aber mit einer tiefgehenden Darstellung von Schmerz, Hoffnung und der Suche nach Zugehörigkeit. Wer Israel und seine Geschichte aus einer ungewohnt persönlichen, aber schonungslosen Perspektive sehen möchte, sollte dieses Buch lesen.