Realitätsnah und einfühlsam

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syndala Avatar

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Mit "Adresse unbekannt" ist Susin Nielsen ein wirklich gutes und auch sehr realitätsnahes Buch zum Thema "Wohnungslosigkeit/Obdachlosigkeit" gelungen.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des dreizehnjährigen Felix Knutsson. Hierbei werden auf einfühlsame Weise die Umstände und einzelnen Stationen, die zu der Situation geführt haben ausführlich und kindgerecht behandelt.

Felix selbst kann für die Umstände in denen er lebt nichts, versucht aber das Beste daraus zu machen. Besonders schön finde ich hierbei, das er im Verlaufe des Buches die Handlungen seiner Mutter immer mehr zu hinterfragen beginnt und auch immer wieder versucht konkrete Lösungsansätze für die Situation aufzuzeigen.

Felix Mutter Astrid kommt für mich in dem Buch absolut nicht gut weg. Mir wurde sie im Verlauf immer unsympathischer. Vor allem ihr "falscher Snobismus" und die Indoktrination ihres Sohnes bloß niemandem etwas von ihrer Situation zu verraten, haben mich zur Weißglut getrieben. Astrid versucht ihre Probleme bewusst zu ignorieren und zu unterdrücken, was die Situation immer weiter zuspitzt. Vielleicht will sie das Ausmaß des Ganzen auch einfach nicht wahrhaben. Natürlich ist mir durchaus klar, dass einige Eltern die sich in der geschilderten Situation befinden sich exakt so verhalten, deswegen ist das trotzdem keine Handlungsweise die ich unterstütze oder befürworte, auch wenn es vielleicht nachvollziehbar sein mag.

Insgesamt finde ich das Buch absolut realitätsnah und habe es gerne gelesen. Das Ende war meiner Meinung nach auch sehr stimmig und hat gut in den Verlauf der Geschichte gepasst.