Eine bewegende biografische Familiengeschichte, von Kriegswirren geprägt

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Wieder eine Biografie eines Prominenten? Reinhold Beckmanns Buch über das Leben und die Familie seiner Mutter ist ein besonderes Kleinod und leider an thematischer Aktualität nicht zu übertreffen. Anhand von Erzählungen seiner Mutter Aenne und den ihm überlassenen Feldpostbriefen werden wir Zeuge politischer Entwicklungen, Mitläufertum, Wegschauen und Widerstand - beides auch im kirchlichen Kontext - vor und während des Ersten Weltkriegs. Aennes Familie wird bereits durch die Folgen des Ersten Weltkriegs geprägt: der Vater muss als Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg mehr recht als schlecht seine Frau und drei Jungs ernähren, ab 1921 dann auch noch die kleine Aenne. Die Mutter stirbt ein Jahr nach Aennes Geburt und nach dem Trauerjahr führt eine neue Frau das Haushaltsregime - mit harter, wenig liebevoller Hand. Aennes Vater stirbt auch bald darauf, als sie vier ist und mit ihren Brüdern Franz, Hans und Alfons erlebt sie in der Folge die Geburt ihrer Halbschwester Elisabeth und ihres Halbbruders Willi. Zu ihren Brüdern hat Aenne ein ganz besonderes Verhältnis, das sich deutlich in den Briefen zeigt, die sie ihr von ihren unterschiedlichen Kriegsstandorten schicken. Erfüllung von Jugendträumen, gemeinsame Treffen und schöne Momente gibt es in diesen Kriegswirren wenige, wenn sie auch von positivem Denken und Glaube geprägt sind. Allen Brüdern bleibt die Rückkehr aus dem Krieg verwehrt - was bleibt sind die Feldpostbriefe und einige Bilder.
"Nach dem Motto: Junge mach was draus!" (S. 326) ist Beckmann, ein sehr gut recherchiertes un.d bewegendes gesellschaftliches und persönliches Zeitzeugnis gelungen Unbedingt lesenswert!