Ein Mahnmal wider das Vergessen

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‚Aenne und ihre Brüder‘ ist ein Buch, das mich tief bewegt zurückgelassen hat.
Der Schreibstil von Reinhold Beckmann ist relativ nüchtern. Dies‘ hat mich anfänglich irritiert, fand ich im weiteren Verlauf aber sehr gut. Beckmann beschreibt Situationen, das Leben der Menschen, wie es war. Er wertet und er urteilt nicht. Auf diese Weise bekommt man zu Beginn des Buches einen Blick auf das Leben der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und dem Aufstieg der Nationalsozialisten und kann ein wenig verstehen, warum alle den Verheißungen des Führers geglaubt haben.

Zeitlich konzentriert sich das Buch auf die Jahre des Zweiten Weltkriegs. Herzstück sind hier die Briefe, die Aennes Brüder ihrer Schwester von der Front schrieben und die Aenne Beckmann ihr Leben lang aufbewahrt und kurz vor ihrem Tod schließlich an ihren jüngsten Sohn weitergegeben hat. Anhand dieser Briefe zeichnet Reinhold Beckmann das Leben seiner Familie nach, ergänzt um historische Fakten zum Kriegsverlauf sowie einer zeitgeschichtlichen Einordnung. Immer wieder wird auch die Rolle der (katholischen) Kirche in den Blick genommen, denn Aenne war eine gläubige Frau und ihr Heimatort erzkatholisch.
Durch Beckmanns schnörkellose Erzählweise empfand ich den Schrecken der Zeit besonders greifbar und vor allem die Briefe von Aennes Bruder Franz zeigen die verheerende Grausamkeit des Krieges und der Situation der Soldaten deutlich auf.
Bewegt haben mich auch die Absätze im Buch, in denen Beckmann ins Zwiegespräch mit seinen Onkeln geht. Hier merkt man, wie der Autor seine Familiengeschichte er- und verarbeitet.

Fazit. ‚Aenne und ihre Brüder‘ ist ein Denkmal, nicht nur für Aenne Beckmann und ihre Brüder, sondern für all‘ jene, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Das Buch erscheint genau zur richtigen Zeit… einer Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrscht, einer Zeit, in der der Schrecken des Dritten Reichs in Vergessenheit zu geraten scheint, einer Zeit in der die „neuen Rechten“ immer mehr Zuspruch bekommen. Dieses Buch ist ein Denkmal und ein Mahnmal… die Geschichte darf sich nicht wiederholen!