Agata wird noch zaubern

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soaphie Avatar

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In der Leseprobe steckt noch nicht viel Zauberei, nur die des Überlebens: Agatas Mutter stirbt bei der Geburt. Ihr Vater, ein einfacher Schmied, freud- und emotionslos, gibt das "Balg" an eine Amme, wo Agata die ersten 5 Lebensjahre mit anderen Kindern, die nicht ihre Geschwister sind und sie das auch spüren lassen, aufwächst. Danach führt sie dem Vater den Haushalt (mit 5 Jahren!) und bringt ihm täglich pünktlich um 11 eine luftige Frittata in die Werkstatt. Der Schulbesuch ist gesetzlich verordnet, so dass ihr Vater nichts dagegen tun kann und Agata ist intelligent, stellt Fragen, auch nach ihrer Herkunft. Das wird aber gar nicht gerne gesehen und sie wird abermals bestraft. So wächst sie freud- und lieblos auf, lässt sich aber nicht unterkriegen und ich bin gespannt, wie sie es schafft, eine Insel zu verzaubern. Der Roamn spielt auf einer abgelegenen italienischen Insel ohne Namen, es geht derb und rustikal zu und es gibt ein Gefängnis, bei dem der neue Direktor ganz neue Methoden einführt, z.B. die Wände neu strichen lässt, die Insassen zu Gartenarbeit und Käseherstellung animiert und sogar den Zirkus auf die Insel holt.
Der Roamn führt uns in eine andere Zeit, in das Italien des 2. Weltkrieges und die Veränderungen der Welt streifen diese einsame Insel nur am Rande. Die Lehrerin wird aufs Festland versetzt, der Zirkus kommt-das sind zunächst die herausragenden Ereignisse in Agatas Leben. Eine bedrückende Realität, ein trauriger Roman, der aber wie hinter Dunst versteckt doch noch das Schöne des Lebens erahnen lässt, denn wieso sonst der Titel "Agata verzaubert eine Insel"? Cereda schreibt anspruchsvoll in bildhafter Sprache, die Sätze erheben literarsichen Anspruch ohne gedrechselt zu wirken. Kein Buch, das man mal eben wegliest, aber das Spuren hinerlassen wird.