Gelungene Adaption eines Krimi-Klassikers: kurzweilig und bildgewaltig.

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fernweh nach zamonien Avatar

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Inhalt:

In der Bibliothek von Oberst Arthur Bantry und seiner Ehefrau Dorothy wird eines Morgens eine erdrosselte Leiche gefunden.

Wer ist die Tote im Abendkleid und wie kommt sie dorthin?

Aus Angst um den guten Ruf ihres Mannes bittet Mrs Bantry ihre Freundin Miss Marple um Hilfe.

Die Spur nach Danemouth in ein Luxushotel. Ob der reiche, vom Unglück verfolgte Industrielle Conway Jefferson der Schlüssel zum Ganzen ist?



Mein Eindruck:

In Belgien hatte ich bereits Agatha-Christie-Comic-Bände in der Hand und freue mich sehr, dass diese Classic-Krimi-Reihe nun auch ihren Weg nach Deutschland gefunden hat.

Nachdem im ersten Band Hercule Poirot in eisiger Kälte den Mord im Orientexpress aufgeklärt hat, ist nun die gewitzte Miss Marple gefragt:

"Die Tote in der Bibliothek", auch bekannt unter dem Titel "Das Rätsel um die Tänzerin".

Alleine die Tatsache, dass sich überhaupt jemand an eine Adaption dieser Klassiker herangetraut hat, verdient große Hochachtung.

Im Gegensatz zu exotischen Schauplätzen der Hercules-Poirot-Krimis wird hier die Oberschicht in idyllischer, ländlicher Kulisse des beschaulichen Ortes St. Mary Mead zum Mittelpunkt.

Oliver Dauger zeichnet die rüstige alte Dame und die weiteren Charaktere sehr detailliert und lässt durch die entsprechende Mimik die Dialoge lebendig wirken. Die Anordnung der Panels ist konventionell und wenig überraschend. Auch der Strich ist schlicht, geradlinig und unaufgeregt ... passend zur eher ruhigen Handlung.

Das Spiel mit Perspektiven z. B. bei der Entdeckung des Mordes und auch die Darstellung des wirren Traumes von Mrs Dorothy Bantry zu Beginn ist sehr gelungen.

Wie gewohnt ist Miss Marple den polizeilichen Ermittlern Chief Constable Melchett und Inspektor Flem sowie Superintendent Harper immer eine Nasenlänge voraus.

Sie hat ein feines Gespür und schnell den richtigen Riecher.

Die Story beinhaltet alle Facetten eines guten Kriminalfalles: Lügen, falsche Verdächtigungen, geheime Beziehungen, jede Menge Verdächtige und Zeugenvernehmung.

Die Polizei tappt ständig im Dunkeln oder ist auf der falschen Fährte und am Ende präsentiert die resolute Miss Marple die Lösung des Falles in gewohnter Manier.

Auf 65 Seiten reduziert bleibt der Comic der literarischen Vorlage im Hinblick auf Story und Abläufe im Kern treu.

Die Romanvorlage erschien 1942, wohingegen die Adaption in den späten 1960ern angesiedelt ist: Musik der Beatles, Begriffe wie Hippie, LSD, Vietnam und entsprechende Mode sowie Verweise in den Bildern auf Eric Clapton, The WHO uvm. Der Grund hierfür erschließt sich mir nicht, da dies für die Handlung irrelevant ist.

Insgesamt ein solider und kurzweiliger Krimi!



Hinweis zur Reihe:

Der Verlag listet die beiden bisher erschienen Comic unter der Rubrik "Agatha Christie Classics".

Ein weiterer Band ist in Vorbereitung: "Hercule Poirots Weihnachten".



Fazit:

Eine bildgewaltige Adaption und ein unterhaltsames Lesevergnügen!

Dieser Miss-Marple-Krimi zählt nicht zu meinen Favoriten. 5 Sterne für die zeichnerische Umsetzung, 3,5 Sterne für die Story.



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Rezensiertes Buch: "Agatha Christie Classics: Die Tote in der Bibliothek" bei Carlsen Comics
Comic-Adaption aus dem Jahr 2024