Ein Perlenkragen als Hauptfigur

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webervogel Avatar

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Dieses Buch hat mich überrascht – aber nicht unbedingt im positiven Sinne. Es heißt „Aimées geheimer Wunsch“ und beginnt auch mit der Geschichte der Französin Aimée, die im Jahr 1891 kurz vor ihrer Hochzeit mit einem fast unbekannten Mann steht. Ihr geerbtes Hochzeitskleid verschönert sie mit einem aufwändigen, selbstbestickten Perlenkragen. Ich nahm an, dass sich das Buch zu großen Teilen um Aimée drehen würde (schließlich kommt ihr Name sogar im Titel vor) – aber in Wirklichkeit handelt es von dem Perlenkragen! Er taucht in der Gegenwart bei Auktionatorin Maggie auf, die mit allen Mitteln versucht, Beziehung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Gleichzeitig hat sie aber auch ein Herz für Antiquitäten und für ihre Mitmenschen. Als eine Frau den von ihr in einer TV-Show präsentierten Perlenkragen wiederzuerkennen glaubt, macht sich Maggie daran, seine Herkunft zu erforschen. Der Leser ist Maggie dabei weit voraus, gibt es doch immer wieder Rückblicke, die von den verschiedenen Besitzern des Perlenkragens im Laufe der Zeit handeln. Mir waren diese allerdings zu unvermittelt eingestreut und immer, wenn ich mich in die Lebensgeschichte einer neuen Figur reingefunden hatte, mit ihr fühlte und mehr über ihr Schicksal wissen wollte, war die Autorin Kelly Doust schon wieder fertig mit ihr. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen werden nur vage angedeutet, so dass sich für mich kein schlüssiges Gesamtbild ergab. Kelly Dousts Schilderungen sind dabei sehr atmosphärisch, gerade Maggies Liebe zu alten Dingen und zum Teil auch Stoffe, Handarbeiten etc. werden toll beschrieben. Der Roman liest sich so ganz gut durch – aber für die einzelnen Figuren bleibt nicht genug Raum. Zwar handeln die meisten Kapitel von Maggie, aber auch ihre relativ komplexe Familiengeschichte wurde mir zu schnell abgehandelt, wichtige Figuren traten kaum in Aktion, kamen nicht zu Wort. Die Autorin baut Beziehungsgeflechte auf, mit denen mehr möglich gewesen wäre, aber sie macht meiner Meinung nach nicht genug daraus und das habe ich beim Lesen immer wieder bedauert. Und so bleibe ich doch etwas unzufrieden zurück.