Vergangenheit und Gegenwart

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Der Roman "Aimées geheimer Wunsch" von Kelly Doust erzählt die Geschichte eines besonderen Schmuckstücks, das eng verwoben ist mit der Lebensgeschichte von verschiedenen Frauen. Durch einen Zufall stößt die Auktionatorin Maggie auf einen aufwändig gearbeiteten Kragen und ist wie elektrisiert: Wer hat diese Kostbarkeit gefertigt, und wie kam sie nach London? Die Geschichte des Kragens beginnt in der Normandie 1891, wo Aimée ihn als Schmuck für ihr Hochzeitskleid anfertigt. Er gelangt dann in die Hände der Pariser Trapezartistin Lexi, von dort an die Tänzerin Zephyr in Shanghai, und über Rom und Istanbul schließlich nach London. Hinreißende Episoden, die das Lebensgefühl von Frauen zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Metropolen beschreiben, wechseln ab mit der Geschichte Maggies, die in der heutigen Zeit vor allem mit den Problemen einer berufstätigen Mutter kämpft.

Das Cover ist gut gemacht. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Der zarte Spitzenkragen, der das Kleid einer unbekannten Frau schmückt, hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Wie die Inhaltsangabe verrät, spielt der Roman auf mehreren zeitlichen Ebenen und spiegelt das Schicksal von unterschiedlichen Frauen. Leider ist der Titel "Aimées geheimer Wunsch" eher nichtsagend, Aimée hat den Kragen für ihre arrangierte Ehe gefertigt und einen persönlichen Wunsch in ihr Werk einfliessen lassen; auch wenn sie durch Prolog und Epilog die eigentliche Handlung einrahmt, bleibt sie für meinen Geschmack eine eher blasse, nichtssagende Figur.

Der Roman setzt sich aus einzelnen Episoden zusammen, die lose durch das Schmuckstück verbunden werden. Aus diesem Grunde erfährt der Leser nicht allzu viel von den vielen auftretenden Frauengestalten; sie werden kurz ins Licht gezerrt, um danach wieder in der Versenkung zu verschwinden. Sie sind winzigkleine Mosaiksteinchen in einer interessanten Geschichte, und man wird nicht richtig warm mit ihnen.

Dennoch ist es der Autorin Kelly Doust gelungen, jeder Frauengestalt eine individuelle Note einzuhauchen. Ihre Heldinnen sind interessant, weisen aber viele Ecken und Kanten auf, die sie nicht unbedingt sympathisch erscheinen lassen. Man hat den Eindruck, als ob das Schmuckstück seinen Trägerinnen Unglück bringt. Sie haben kein Glück in der Liebe. Erst Maggie gelingt es, den traurigen Kreislauf zu durchbrechen.

Die Sprache des Romans ist schlicht. Der Roman lässt sich gut und schnell lesen. Trotzdem hat er mich nicht ganz überzeugen können. Die Idee ist originell, aber für meinen Geschmack wurden zu viele Erzählstränge angerissen.