Auf der Suche nach der Erinnerung

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bücherkarin Avatar

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Ein Roman voller Wärme, Menschlichkeit und Weisheit!
zum Inhalt:
Tino verbringt ein paar Tage bei seinem Großvater Alberto. Dafür gibt es leider einen traurigen Anlaß, sein Vater hatte einen schweren Arbeitsunfall und seine Mutter verbringt deshalb die meiste Zeit am Krankenbett. Da Tino nicht wie sonst unbeschwert spielt, unterhalten sich Großvater und Enkel und Tino erfährt, dass sein "Apu" in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, keine Erinnerung an seine Familie hat, ja, nicht einmal weiß, wann sein Geburtstag ist. Das findet Tino nun ganz schlimm, jeder Mensch muß doch einmal im Jahr Geburtstag feiern! So schlägt er seinem Großvater vor, dass sie gemeinsam eine Reise in die Vergangenheit machen, um Apus Geburtstag zu finden. Erst will Alberto das nicht, doch dann bespricht er sich mit seiner Tochter, dass diese Ablenkung vielleicht gar nicht schlecht für Tino wäre, der jede Nacht aus Sorge um seinen Vater Albträume hat.
So machen der alte Mann und sein Enkel sich auf die Reise ins Landesinnere. Ihre erste Station ist eine große alte Villa, die früher das Waisenhaus war, in das Alberto 1937 zur Zeit des Bürgerkrieges gekommen ist. Heute wohnt dort ein böser alter Mann aber auch ein sehr freundliches Gärtnerehepaar und der Vater des Gärtners war Gärtner im Waisenhaus, Alberto erinnert sich vage an ihn und auch an die freundliche Küchenfrau Isabel. Sie wird ihre nächste Station auf der Suche.
Großvater und Enkel treffen auf ihrer Reise viele freundliche Menschen, die sich bemühen, ihnen weiterzuhelfen und Puzzleteilchen hinzuzufügen. Und so ganz allmählich dringen die beiden in Albertos Vergangenheit vor. Bruchstückweise kommen auch die Erinnerungen wieder, die Alberto als Kind als eine Art Schutzfunktion verdrängt hat, durch einen Geruch, einen bestimmten Namen, eine ältere Dame, die sich bekleckert,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, und plötzlich kann sich Alberto erinnern, an seine glückliche Kindheit vor dem Waisenhaus. Und in einem Weinkeller findet er schließlich sogar sein Geburtsdatum!
Diana Rosie hat den Roman sehr gekonnt aufgebaut, denn während Alberto und Tino sich mühsam vortasten, gestattet sie dem Leser einen umfassenderen Einblick in Albertos Kindheit. So sind chronologisch rückwärts immer wieder Kapitel eingeschoben, in denen Menschen, die eine Rolle in Albertos Leben gespielt haben, von ihrem damaligen Leben und ihrem Bezug zu dem kleinen Alberto Romero erzählen. Das gestaltet die Suche der beiden für den Leser noch spannender und gestattet außerdem einen tiefen Einblick in die Lebensumstände und gesellschaftlichen Verhältnisse Spaniens vor und während des Bürgerkrieges.
Ein wirklich lesenswertes buch, das fröhlich stimmt und gleichzeitig manchmal zu Tränen rührt. In einer Zeit, in der man den Eindruck hat, die Gesellschaft ist kälter und härter geworden, ist dieses Buch eine lobenswerte Ausnahme, denn es zeigt, dass Menschlichkeit, Wärme und liebevolles Verhalten zueinander uns alle viel weiterbringt. Aber die handelnden Personen sind keineswegs wirklichkeitsfremde "Gutmenschen", die Autorin zeichnet sie mit sehr differenzierten Charakteren. und auch die Nebenfiguren werden von ihr liebevoll und treffend charakterisiert. Das Cover in seiner schlichten Eleganz stimmt wunderbar auf den Roman ein.