Die Suche nach Albertos Vergangenheit

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gisel Avatar

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Alberto nimmt seinen knapp achtjährigen Enkel für ein paar Tage zu sich, nachdem Tinos Vater einen Unfall hatte und seine Mutter bei ihm im Krankenhaus bleiben will. Tino und Alberto verstehen sich sehr gut, aber eines kann Tino nicht nachvollziehen: Dass Alberto seinen Geburtstag nicht kennt und es ihm auch nicht wichtig ist, ihn zu feiern. Tino wünscht sich so sehr, dass sein Vater wieder gesund wird, dass er mit Gott einen Deal eingeht: Wenn er und sein Großvater dessen Geburtstag herausfinden, wird es seinem Vater wieder gut gehen. Alberto möchte seinen Enkel von seinen Sorgen um den Vater ablenken und lässt sich auf die Suche nach seinem Geburtstag ein.
Alberto war nämlich im spanischen Krieg in ein Waisenheim gekommen, er kennt nur seinen Namen, mehr war nicht mehr herauszubekommen. Nun aber machen sich Großvater und Enkel mit diesen wenigen Informationen auf eine Reise, die den Großvater zu seinen Wurzeln führt und ihn seine Vergangenheit wieder finden lässt. In Rückblenden kehrt Albertos Kindheit wieder zurück, erlebt der Leser den nunmehr alten Alberto als Kind, dem sich zunächst alle Möglichkeiten des Lebens auftun.
Es ist eine wunderschöne Idee, einen Großvater auf Wunsch seines Enkels auf die Suche nach sich selbst zu schicken. Diese Geschichte gibt sowohl einen Einblick in die Welt eines achtjährigen Kindes, das sich gar nicht vorstellen kann, keinen Geburtstag zu feiern, wie auch in die Gedanken eines lebenserfahrenen Menschen, dessen Wurzeln in den Wirren eines Krieges verloren gingen. Die Beharrlichkeit der beiden zahlt sich aus, denn immer wieder, wenn es scheint, als gäbe es keine weitere Fährte, tut sich erneut ein Weg auf, der die beiden zum Ziel führt. So aussichtslos die Suche anfangs erscheint, wird sie letztendlich erfolgreich sein. Das ist ein Gedanke, der in vielerlei Hinsicht tröstlich ist und in vielen schweren Situationen des Lebens Mut macht.
Dabei sind die Protagonisten äußerst warmherzig und einfühlsam beschrieben, man kann sich als Leser gut in ihre Gedanken einfühlen und mit ihnen zusammen das ersehnte Ziel anstreben. In kleinen Häppchen wird nach und nach das Geheimnis in Albertos Leben gelüftet, in kleinen Schritten findet er in sein damaliges Leben hinein und zu seinen damaligen Bekannten zurück. Der Spannungsbogen wird damit von Anfang bis zum Ende konstant gehalten, der Leser mag immer weiterlesen, um endlich die gesamte Geschichte zu kennen.
Mit „Albertos verlorener Geburtstag“ ist Diana Rosie eine wunderschöne Erzählung gelungen, die gekonnt eine individuelle Geschichte in den historischen Rahmen einbindet. Gleichzeitig schimmert immer wieder die besondere Liebe zwischen Großvater und Enkel durch die Geschichte, was sehr schön durch das Schattenbild der beiden auf dem Cover eingefangen wird. Unbedingt eine Leseempfehlung von mir!