Geschmackssache ...

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mrsamy Avatar

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Tino liebt seinen Apu – seinen Großvater Alberto – über alles. Sie haben sozusagen eine bilderbuchmäßige Großeltern-Enkelkind-Beziehung. Eines Tages unterhalten sich die beiden über Geburtstage und so muss Tino erfahren, dass sein Apu nicht weiß, wann er geboren wurde. Der Junge ist zutiefst erschüttert und fasst beinahe sofort den Plan, den Geburtstag seines Großvaters zu suchen. Es bedarf ein wenig Überredungskunst, aber schließlich ist nicht nur Tinos Mutter, sondern auch Alberto bereit, sich gemeinsam mit dem Jungen auf die Suche nach seinem verlorenen Geburtstag zu machen. Es beginnt eine Reise, die Tino und seinen Großvater stückchenweise in die Vergangenheit führt – zu längst vergessenen Orten und Menschen.

„Albertos verlorener Geburtstag“ von Diana Rosie nimmt den Leser mit auf eine Suche ins sommerliche Spanien. Die Handlung ist dabei in zwei Stränge unterteilt. Zum einen kann man das aktuelle Geschehen durch einen auktorialen Erzähler erleben – interessanterweise ist als Zeitform die Vergangenheit gewählt. Zum anderen gibt es am Ende jeden Kapitels einen weiteren Handlungsstrang, der im Präsenz die Vergangenheit – ab 1937 rücklaufend – erlebbar macht. Hierbei lernt der Leser jeweils einen anderen Ich-Erzähler kennen, der mehr oder weniger in Berührung mit dem damals noch sehr jungen Alberto kommt. Die damalige Zeit ist vor allem vom Bürgerkrieg in Spanien geprägt.
Die Handlung ist durchaus geschickt arrangiert. Erst ganz zum Schluss erschließen sich alle Zusammenhänge, auf die man so keinesfalls gekommen wäre – ohne dass das Geschehen dabei konstruiert erscheint. Den Charakteren hat es meines Empfindens nach leider an ausreichender Tiefe und Schärfe gefehlt. So bleiben viele konturlos und austauschbar. Wirklich gestört hat mich allerdings der Schreibstil der Autorin, die allzu oft mit Hilfe von Adjektiven versucht hat, eine besondere Atmosphäre zu zaubern, was ihr jedoch kaum gelungen ist. Die Handlung gerät dadurch gravierend harmonisch und glückselig, trotz der manchmal wirklich tragischen Gegebenheiten. Kurzum: mich konnte „Albertos verlorener Geburtstag“ nicht begeistern, der Roman bleibt für mich arge Geschmackssache und ich war mehr als froh, als ich dieses Buch endlich hinter mir hatte.