Reise zu den eigenen Wurzeln

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botte05 Avatar

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„Der 7-jährige Tino ist erschüttert, als er erfährt, dass sein geliebter Großvater Alberto nicht weiß, wann er geboren ist, und deshalb noch nie Geburtstag gefeiert, noch nie eine Geburtstagskarte erhalten und noch nie Geschenke zu seinem Ehrentag bekommen hat. Denn Alberto hat als Kind im spanischen Bürgerkrieg sein Gedächtnis verloren und damit auch dieses besondere Datum. Nie hat er nach Spuren seiner Vergangenheit gesucht, aber jetzt, am Ende seines Lebens, überredet Tino ihn zu einer Reise quer durch Spanien, zurück zu jenem Waisenhaus und den Menschen, die vielleicht mehr über Alberto wissen könnten als er selbst.“ Zitat Klappentext

Alberto’s Schwiegersohn Juan Carlos hatte einen schweren Unfall. Aufgrund dessen bittet seine Tochter Rosa ihn, den Enkelsohn Albertino (Tino) für ein paar Tage aufzunehmen und sich um das Kind zu kümmern. Nachdem der Junge seinen Vater im Krankenhaus gesehen hat, leidet das Kind an Albträumen und wird immer blasser und stiller. Nachdem Tino schon entschieden hat, dass Alberto unbedingt seinen Geburtstag wiederfinden müsse, beschließt der Großvater, nach Rücksprache mit seiner Tochter, mit dem Enkel eine kleine Reise zu unternehmen. Dies würde dem Kind gut tun und ihm evtl. auch seine Vergangenheit ein Stückweit zurück bringen können.

In diesem Buch darf ich Großvater und Enkelsohn auf ihrer Reise begleiten. Schritt für Schritt reisen sie tiefer in die verschollene Vergangenheit und wenn auch nicht alle Spuren zu einem erfolgreichen Wegweiser zu führen scheinen, kehren ab und an Erinnerungsfetzen wieder, welche den Fortgang des Abenteuers sichern können. Und je weiter Alberto mit Hilfe lieber Menschen zurückfindet, umso größer wird die Sorge, es könne etwas geben, was besser verborgen geblieben wäre.

Parallel wird detailliert das Geschehen rund um Alberto und das spanische Land zu jener Zeit anhand der Menschen, die ihn unmittelbar umgaben, rückwärts aufgerollt; angefangen mit seiner Ankunft im Waisenhaus. Eben dem Punkt, an den Alberto sich heute noch vage zurück erinnern kann.

Diana Rosie gelingt es, mich von Anfang an für Alberto und Tino einzunehmen und meine Neugier auf Alberto’s Herkunft anzustacheln. Ich kann mich anhand des Gelesenen gut in die gegenwärtige Reise sowie auch in die Gegebenheiten der dreißiger Jahre in Spanien hineinfinden. Fast spüre ich die Hitze des Sommers und schmecke den Staub auf den Trauben. Und ich freue mich über jeden kleinen Erfolgsschimmer, der Alberto und Tino zu Teil wird. Und was für den Einen ein großer Spaß ist, wird für den Anderen immer mehr zur Herzensangelegenheit und führt zur Gewissheit, dass es wichtig ist, seine Herkunft doch zu kennen.
Die Autorin verzichtet meiner Meinung nach auf unnötiges Geplänkel, um Seiten zu füllen, sondern bleibt jeweils schlüssig in den Abläufen, was auch das Springen zwischen Heute und Damals homogen stattfinden lässt und mir als Leser keine Probleme bereitet.

„Albertos verlorener Geburtstag“ ist für mich ein sehr lesenswertes Buch, welches mich von A bis Z gut unterhalten hat. Ein Buch über Irrungen und Wirrungen des Lebens, ein Buch zum Träumen, zum Schmunzeln und auch ein wenig zum Trauern. Und des Hoffens, das letztlich doch „immer alles gut wird“.

Rezension: Diana Rosie, Albertos verlorener Geburtstag, Literatur, Droemer Knaur, gebundene Ausgabe, 336 Seiten, 16,99 €, Erscheinungsdatum: 01.02.2016