Großartige Bildsprache, leider keine Handlung

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nicky_g Avatar

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Prag, 1599: Christian Stern kommt in die goldene Stadt. Er möchte hier sein Glück versuchen und bei Kaiser Rudolf vorsprechen. Bevor es soweit kommen kann, stolpert er über die Leiche einer jungen Frau. Diese wurde brutal ermordet, vielleicht weil sie Rudolfs Geliebte war? Er ist untröstlich und beauftragt Stern mit der Aufklärung.

Was ein ausgeklügelter Mordfall hätte werden können, entpuppt sich als aufregender Aufhänger für eine bildgewaltig beschriebene Langeweile. Leider kann der vielversprechende Anfang mit seinen wunderbaren Bildern nicht über die gesamte Romanlänge gehalten werden.

Die Aufklärung des Mordfalls gerät dermaßen in den Hintergrund, dass er nur ab und an mal hervorblitzt, wenn Stern gar nichts anderes übrigbleibt. Naiv und einfältig versucht er, sich in das höfische Leben zu integrieren, wird aber von allen Seiten nur ausgenutzt und verlacht.

Zwar treten historisch verbürgte Personen auf, aber die Fakten werden zuweilen etwas zurecht gebogen. Auch gibt es ein paar grammatikalische Unebenheiten wie Verwechslungen zwischen Dativ und Akkusativ, Einzahl und Mehrzahl oder männlich und weiblich.

Nimmt die Handlung gerade wieder etwas Fahrt auf, ergeht sich Stern in theoretischen, mit Bildern geschmückten Ergüssen. Das liest sich zwar schön, aber auf Dauer wirkt es eher ermüdend und nicht fortschreitend für die eigentliche Handlung. Manche Szenen scheinen nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun zu haben, so dass sie zunehmend langweilen.

Die Intrigen, die am Hof gesponnen werden, könnten das Ganze würzen, aber da Stern aus der Ich-Perspektive erzählt, bekommt er davon wenig bis gar nichts mit. Warum er die Geschichte nun im hohen Alter erzählt, erfährt man ebenfalls nicht.

Leider kann man dieses Buch nur als Mogelpackung bezeichnen, denn der auf dem Cover angepriesene „historische Kriminalroman“ ist es keineswegs. Der Paukenschlag zu Beginn verhallt recht schnell, so dass sich der Leser im Laufe der Geschichte fragt, ob er ihn jemals gehört hat.