Schönes Buch, aber anders als erwartet

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carym Avatar

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Eine Mischung aus Krimi und Mittelalter-Roman habe ich erwartet, dafür sorgten Leseprobe und Klappentext - das wurde aber nur bedingt erfüllt. Zwar geht es vornehmlich darum, dass der Protagonist einen Mordfall aufklärt, tatsächlich tut er aber nicht viel dafür. Meist trifft er irgendwelche Menschen vom Hof (ohne sein Zutun, fast willenlos), außerdem stürzt er sich in Liebschaften. Ab und zu denkt er zwar mal an seinen Fall, aber obwohl ihm die Konsequenzen eines Versagens sehr bewusst sind, arbeitet er gefühlt nicht wirklich daran. Was er heraus findet, fliegt ihm dann zufällig zu.
Auch sonst stört mich seine Passivität: Oft geschehen ihm empörende Dinge, wir erfahren aber irgendwie wenig über seine Emotionen, er scheint nicht angemessen darauf zu reagieren. Alle Beschreibungen seines eigenen Gemüts erfolgen immer nüchtern, man kann sich sogar in sein Gegenüber meist besser hinein versetzen als in ihn - das fand ich sehr schade.
Gefallen hat mir aber dennoch, dass das Buch spannend blieb - man wollte durchaus weiterlesen. Auch die Sprache ist schön und der Zeit angemessen und die Beschreibungen von Prag lassen die Stadt vor meinen Augen lebendig werden. Auch das Ende sagt mir sehr zu, vor allem finde ich es realistisch und der Lage angemessen.