Viel Figur, wenig Handlung

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rabentochter Avatar

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Der junge Alchemist Christian Stern kommt nach Prag und wird direkt des Mordes an einer jungen Frau verdächtigt. Nachdem er als unschuldig angesehen ist, erhält er auch gleichzeitig den Auftrag, den wahren Mörder zu finden. Dabei verstrickt sich Christian sehr schnell in den Fallstricken des Ränkespiels um Macht und die Gunst Rudolfs II. Bald sieht er sogar sein Leben bedroht.
Richtige, echte Handlung ist in diesem knapp 400 Seiten langen Buch eher rar. Es wird mehr Wert darauf gelegt Figuren zu charakterisieren und das sehr facettenreich. Ganze Lebensläufe werden vor dem Leser ausgebreite. Gerade zu Beginn häuft sich diese Figurenvorstellung, was ich nicht mochte, da viel vorweggenommen wird. Besser wäre es gewesen, die Figuren mit all ihren negativen Seiten nach und nach vorzustellen. So, wie der Protagonist sie auch kennenlernt. Dieses enorme Vorwissen, dass und die Hauptfigur von Anfang an zukommen lässt, war mir viel zu viel. Zudem werden am laufenden Band Bemerkungen fallen gelassen wie: Aber das sollte ich erst im Nachhinein merken. Oder: Erst später wurde mir die wahre Bedeutung seiner Worte klar. Ich mag es mehr, wenn der Leser selbst solche Schlüsse ziehen kann und nicht bei wirklich jeder Gelegenheit darauf gestoßen wird. Ich fühlte mich hier als Leser stark bevormundet, was mir etwas das Lesevergnügen verleidete. Ansonsten war der Schreibstil gut zu lesen und wer detaillierte Charakterstudien zu den einzelnen Figuren mag, der ist hier auch am richtigen Buch. Das Ränkespiel des Hofes ist sehr geschickt und undurchsichtig aufgebaut. Man sieht nicht sofort dahinter, was es spannend zu lesen macht. Es klärt sich erst gegen Ende auf, wenn die Verbindungen klarer werden und auch die Hauptfigur versteht, was da eigentlich gespielt wird.
Fazit: Für mich lag der Fokus zu sehr auf den Figuren und zu wenig auf der Handlung.