Geht zwischen vergleichbaren Büchern doch unter

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laberlili Avatar

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Bereits der Anfang von "Alex & Ich" erweckte mir den Eindruck, als habe man im Rahmen dieser Erzählung die Geschichten aus Jamie McGuires ersten Maddox-Romanen rund um Abby und Travis sowie aus Eileen Jankets "Crazy Love"-Trilogie verfremdet und miteinander vermischt. Von diesem Ersteindruck habe ich mich letztlich auch nicht lösen können, sodass "Alex & Ich" für mich insgesamt eine definitive Originalität fehlte.
Den kämpfenden Protagonist mit Migrationshintergrund, der immer wieder Liebesbeteuerungen auch in der "fremden" Muttersprache machte, kannte man bereits aus den "Crazy Love"-Büchern und ebenso wie McGuires Abby war Elena, die Protagonistin aus "Alex & Ich", mit einer Vergangenheit ausgestattet worden, in welcher sie in Kontakt zum kriminellen Milieu geraten war: Grade diesen Aspekt fand ich in "Alex & Ich" aber absolut unglaubwürdig und die Tatsache, dass es hier auch "böse Buben" musste, gänzlich überflüssig. Dieser Nebenstrang hätte meiner Meinung nach abolut nicht erzählt werden müssen, ich empfand ihn leider als völlig deplatziert und so nahm er mir zum Ende hin auch noch sehr viel Lesespass hinfort und sorgte dafür, dass mein Lesegefühl kurz vor knapp noch einen faden Beigeschmack verpasst bekam.

Bis die Handlung diesen Schlenker machte, hatte ich die Geschichte eigentlich ganz gerne gelesen; im Großen und Ganzen war es eine schöne Hals-über-Kopf- bzw. Knall-auf-Fall-Romanze; klar die Geschichte war völlig genretypisch und darum auch sehr vorhersehbar und in diesem Fall war es auch so, dass sich die Frage, ob sie sich nun (endlich) kriegen oder nicht, nicht besonders lang hinzog: Da ist "Alex & Ich" eher das Protokoll einer Partnerschaft und nicht die Erzählung darüber, wie es eigentlich zu einer Beziehung kommt. In diesem Zusammenhang war es prinzipiell auch angebracht, noch ein dramatisches Element, einen echten Spannungshöhepunkt, einzubauen, da die Geschichte ansonsten wahnsinnig linear verlaufen wäre, aber dieser Showdown, der auch kurz vor Schluss überhaupt erst eingeleitet wurde, schien mir einfach in keinem echten Zusammenhang mit der zuvor erzählten Handlung zu stehen, wirkte so an den Haaren herbeigezogen und war für mich ohnehin zu schnell abgefrühstückt.
Dieser Teil bewirkte in mir kein Gefühl wahren Thrills, sondern ließ mich eben eher an billige Effekthascherei denken.

Im Anschluss an den aus Elenas Perspektive heraus erzählten Hauptroman findet sich noch ein Bonuskapitel, in welchem Alex einfach einen Teil des vorgeblichen "Höhepunkts" nochmals aus seiner Sicht wiedergibt: Hier erfährt man aber quasi gar nichts Neues (dies Kapitel schien mir mehr eine notdürftige Erklärung an den Leser zu sein, wieso Alex inmitten des geschilderten showdowns überhaupt einen Auftritt hatte, der so eigentlich auch nicht hätte erfolgen dürfen, hätten sich die anderen in dieser Szenerie beteiligten Personen wirklich professionell verhalten: Alex wäre in dem Fall hier nämlich niemals in Elenas Nähe vorgelassen worden). Erstaunlicherweise hat Alex sogar exakt Dasselbe wie Elena wahrgenommen; das war ein wenig als würde man zwei Personen nebeneinanderstellen und auf ein fixes Standbild starren lassen, um sich später von Beiden schildern zu lassen, was sie gesehen haben. Ich fand es beispielsweise mehr als auffällig, dass sowohl Elena als auch Alex in dieser Situation Gesagtes gar völlig übereinstimmend miteinander zitieren konnten. Wie gesagt: Dieses Bonuskapitel diente in meinen Augen aber ohnehin nur dazu, Alex' Anwesenheit zu rechtfertigen, auch wenn ich diese Erklärung sehr dürftig fand und meine, man hätte sie ebensogut Elena im finalen Hauptteil beiläufig erwähnen lassen können. So empfand ich das Bonuskapitel eher als (reine Wiederholung und) reichlich doofes Extra.
Mein Hauptkritikpunkt besteht aber eben darin, dass das, was letztlich zum showdown führte, nicht ständig wie ein unheilsames Damoklesschwert über der Handlung hing und sich eine konstante Grundspannung entwickelte, sondern dass diese "Gefahrenlage" quasi aus dem Nichts erschaffen wurde und dann gleich als riesiges Bollwerk abgebildet wurde.

Generell denke ich, dass Lesern der "Crazy Love"-Büchern dieser Roman wohl auch gefallen könnte, grad sofern sie "Beautiful Disaster"/"Walking Disaster" (noch) nicht kennen. Aber ich meine, dass man als Fan der letztgenannten Romane schnell von "Alex & Ich" enttäuscht sein dürfte: Prinzipiell schlägt "Alex & Ich" zwar in die gleiche Kerbe, aber Abby ist einfach authentischer und direkter mit den dunklen Gesellen aus ihrer Geschichte verbunden als Elena hier mit den ihren, so dass "Alex & Ich" in Hinsicht auf den Dramamoment grad im Vergleich einfach völlig undurchdacht wirkte.