Liebesgeschichte schnell erzählt

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marcello Avatar

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"Alex & Ich " handelt von Elena, die schon früh ihre Mutter verloren hat. Als auch noch ihr Vater stirbt, beginnt sie sich von allen Gefühlen und Beziehungen fern zu halten und lernt alleine zu überleben. Ihr Geld neben dem Studium verdient sie sich mit Sportwetten. Ihr Einsatz auf den Boxer Alex zahlt sich aus. Er bringt ihr viel Geld ein, aber auch viele Gefühle, denn Alex hat es sich in den Kopf gesetzt die mysteriöse Unbekannte zu erobern und Elenas Abkehr von Gefühlen und Beziehungen gerät gehörig ins Schwanken.
Die Leseprobe hatte mich doch einigermaßen überzeugen können. Die Hauptfigur wirkte herrlich reif, das Setting mit den Undergroundkämpfen spannend und gefährlich und die Erzählweise schnell, aber doch intensiv.
Davon übrig geblieben ist eigentlich nur schnell. Innerhalb der 400 ebook Seiten rast man durch mehrere Jahre hindurch, es gibt fast immer nur glückliche Momente und wenn wieder ein Zeitsprung von drei Monaten erfolgt ist, erleben wir das Pärchen in einer kurzen Szene und weiter gehts. Das habe ich als unehimlich schade empfunden. Sowohl Elena als auch Alex haben sehr viel Potenzial als Figuren gehabt. Elena mit ihrer traurigen Vergangenheit und ihrem Wesen, das deutlich abgehärtet wurde durch die Umstände des Lebens und Alex als Undergroundkämpfer, der nur nach außen der harten Kerl gibt. Vor allem Alex wird über die ganze Erzählung hinweg grob vernachlässigt: mit Elenas Eintritt in sein Leben ist die Boxgeschichte ohne Erklärung erledigt. Wird sein Beruf eigentlich an irgendeiner Stelle mal konkret benannt? Und er ist so charmant und lieb und nett, dass er zu einer sehr langweiligen Figur verkommt, da keine Ecken und Kanten zu sehen sind. Er scheint der perfekte Freund zu sein.
Bei Elena läuft es etwas besser, aber auch sie wird doch recht schnell zu einer Schachfigur auf dem Spielbrett Beziehung und alles, wogegen sie sich gewehrt hat ist plötzlich uninteressant.
Wenn ich zudem eine Liebesgeschichte erzählt bekomme, dann will ich Höhen und Tiefen. Wie bereits erwähnt haben wir 90% Höhen und das bisschen Drama am Schluss ist echt schon lachhaft und das "Böse" ist ja eigentlich gar nicht böse, sondern nur Opfer seiner Umstände.
Fazit: "Alex & Ich" ist ohne Frage eine Liebesgeschichte, aber keine, bei der man regelrecht mitfiebert, dafür kommen einfach zu wenig Gefühle auf. Schuld daran ist ein aalglatter männlicher Protagonist und eine Beziehung die im Mordstempo auserzählt wird. Es gibt einige logische Lücken, Aspekte, die untergraben werden und zig Wiederholungen. Zu allem Überfluss werden auch nur die ersten Liebeszenen auserzählt, der Rest verkommt anscheinend ebenso zur Routine, wie es die ganze Beziehung von "Alex & Ich" zu sein scheint. Ich bin sehr enttäuscht, vor allem im Hinblick auf den vielversprechenden Einstieg in den Roman. Hier konnte das Niveau nicht gehalten werden.