Leise und erschütternd

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wortteufel Avatar

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Alexander beginnt wie ein leiser, beinahe sanfter Traum – und kippt dann unumkehrbar in eine Realität, die erschüttert. Schon die ersten Seiten wirken überraschend dicht und poetisch: Ein Vater malt seinem Sohn einen Dschungel an die Wände, voller Leben und Wärme – und genau diese Wärme verliert sich, als der Krieg in Kaliste ausbricht und Alexanders Welt zerfällt. Die kindliche Perspektive macht das besonders eindringlich: Der Elefant mit den liebevollen Augen steht plötzlich nicht mehr am Bett, und man spürt Alexanders Einsamkeit beinahe körperlich.

Besonders stark ist der Ton: schlicht, klar, ohne Pathos – gerade dadurch aber emotional hart treffend. Die Fragen nach Gerechtigkeit, Macht und Verantwortung werden im zweiten Teil offen gestellt, ohne erhobenen Zeigefinger, und wirken fast wie ein Gespräch zwischen Autor und Lesenden. Die Szene auf dem Marktplatz, in der die alte Frau „gerechte Gesetze“ fordert und niemand weiß, wie das gehen soll, liest sich erschreckend zeitlos.

Auch wenn es ein Jugendbuch ist, steckt viel darin, das Erwachsene beschäftigt – über Krieg, Verlust, aber vor allem über die Frage, wie man eine bessere Gesellschaft überhaupt denkt. Die Illustrationen wirken schlicht, fast roh, und verstärken die Ernsthaftigkeit des Textes.

Ein stilles, kurzes Buch – aber kein leichtes. Eines, das bleibt.