Alice, wie Daniel sie sah

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
raschke64 Avatar

Von

Daniel ist um die 60 und obdachlos. Er hat sich damit eingerichtet und sieht für jeden Namen und jeden Buchstaben eine Farbe. Während er durch die Stadt streift, findet er allen möglichen Müll in diesen Farben und bastelt daraus Wörter, die er in der ganzen Stadt verteilt – immer in der Hoffnung, seine Tochter würde sie finden und verstehen.
Seine Tochter Alice hat allerdings weder diese Fähigkeit, noch weiß sie überhaupt, das Daniel ihr Vater ist. Sie ist in einer Familie aufgewachsen mit einem Vater, der Chirurg ist, zwei älteren Schwestern, mit denen sie nicht so gut auskommt. Die Mutter ist gestorben, als sie 4 Jahre alt war. Sie hat kaum noch Erinnerungen an sie. Trotzdem fühlt sie sich in der Familie nicht wirklich geliebt, gibt sich die Schuld am Tod ihrer Mutter. Sie flüchtet sich in Reisen um die ganze Welt, ohne allerdings ein wirkliches Ziel zu haben. Es ist auch mehr eine Flucht vor ihrer zerstörten Beziehung zu ihrem Freund. In der tiefsten Mongolei erreicht sie endlich eine Nachricht: sie soll sofort zurückkommen, ihr Vater liegt im Sterben. Es eilt. Sie schafft es noch, ihren Vater anzutreffen, aber sie fühlt sich im Haus nicht wohl und verlässt es zu jeder sich bietenden Möglichkeit. In dieser Zeit stirbt ihr Vater.
Sie übernimmt das Renovieren und den Verkauf des Hauses. Inzwischen hat Daniel zufällig die Beerdigungsanzeige gelesen und so kommt er sowohl zur Beerdigung wie auch später noch zu Alice.
Mir fällt die Beurteilung dieses Buches sehr schwer. Es ist eine Familiengeschichte, nicht schlecht erzählt. Aber es war für mich ein deprimierendes Buch, das mich wütend gemacht hat. Und das ich jederzeit aus der Hand legen und das Lesen unterbrechen konnte. Oft musste ich mich regelrecht zum Weiterlesen zwingen. Es hat viel Poesie und auch viele gute Gedanken – aber für mich war es nur trostlos. Die Personen waren fast alle irgendwie unzufrieden, untereinander sehr uneins und unentschlossen. Alle waren auch irgendwie „jammernd“, ohne an dem Zustand auch wirklich etwas ändern zu wollen. Für Daniel konnte ich noch ein gewisses Maß an Mitgefühl aufbringen, jedenfalls eine Zeitlang. Bei Alice ging das gar nicht. Sie lebt irgendwie in den Tag hinein, weiß gar nicht, was sie will, versinkt zum Teil in Selbstmitleid. Ich war regelrecht froh, als das Buch zu Ende war.