Alice, wie Daniel sie sah

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lesemaus01 Avatar

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Inhalt:
Für den obdachlosen Daniel ist jeder Buchstabe mit einer Farbe verbunden. Seit Jahren streift er durch London und sammelt Papierschnitzel und andere achtlos weggeworfene Dinge in den Farben, die den Namen seiner Tochter bilden: Eisblau für A, Gold für L, Rosa für I, Dunkelblau für C, Grau für E – Alice.
Daraus formt er kleine Kunstwerke, die er für sie in der Stadt verteilt. Daniel hat seine Tochter noch nie getroffen. Bis ihm der Zufall eines Tages ihre Adresse zuspielt...

Meine Meinung:
Alice, wie Daniel sie sah beinhaltet eine unheimlich emotionale Geschichte, dessen Inhalt mich absolut überzeugen konnte, die Umsetzung aber leider weniger.
In dem Buch werden zwei Handlungsstränge parallel zueinander erzählt. Alice erzählt von ihrem bisherigen Leben, in dem sie viel herum gereist ist, vom Tod ihres Vaters und ihren Gefühlen, in der Familie nie richtig geliebt worden zu sein. Dabei lernt der Leser auch ihre Geschwister Cee und Tilly kennen, zu denen ich leider keine Verbindung aufbauen konnte.
Auch Alice blieb mir eher fern, sie erzählt ihre Geschichte zwar aus der Ich-Perspektive, Emotionen und Gefühle ihrerseits werden auch erwähnt, leider kommen sie beim Leser eher weniger an. Ich konnte ihre Handlungen und beschrieben Emotionen sehr gut verstehen und nachvollziehen, mit ihr mitfühlen konnte ich aber leider nicht.
Auch bei Daniel haben sich bei mir gewisse Schwierigkeiten aufgetan. Er erzählt seine Geschichte so, dass er Alice immer direkt mit dem Du anspricht. Als schreibe er seine Geschichte im Sinne eines Briefes, den Alice einmal lesen soll.
Die Autorin schafft es leider bei beiden Protagonisten nicht, die Emotionen so zu transportieren, dass der Leser vollkommen in die Geschichte hinein tauchen kann. Er bleibt immer der oberflächliche Leser, der eine Geschichte mitgeteilt bekommt.
Dies liegt vielleicht auch daran, dass beide Erzählstränge im Präsens geschrieben wurden. Präsens lässt sich meines Erachtens immer schwieriger lesen als Präteritum, sodass ich des Öfteren im Lesefluss unterbrochen wurde.
Positiv hingegen waren die wunderschön beschriebenen Schauplätze Londons. Die Autorin schreibt in ihrer Danksagung, das Buch sei neben vielem Anderen auch eine Liebeserklärung an London. Diesen Aspekt spürt der Leser absolut, und wünscht sich teilweise selbst dorthin.

Auch die Aufmachung des Buches ist lobenswert. In der Innenbroschur lassen sich alle Buchstaben finden, die einer im Buch beschrieben Farbe zugeordnet werden. Zudem empfinde ich das Cover als sehr emotionsgeladen, jeder bekommt die Möglichkeit, etwas anderen hinein zu interpretieren!

Alles in allem hatte ich mir auf Grund der Story etwas anderes vom Buch erwartet. Die Geschichte ist sehr bunt und emotional, nur wurde sie nicht gefühlsgeladen erzählt, was ich sehr schade finde!
Dennoch ist sie mal etwas anderes, abseits vom Mainstream, und jeder der Interesse an diesem Buch hat, sollte sich eine eigene Meinung darüber bilden! Jeder Leser empfindet beschriebene Emotionen anders!

3 von 5 Sternen