Londoner Nebel

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giselle74 Avatar

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Daniel hat seine Tochter noch nie gesehen. Er wandert obdachlos durch London, in der Hoffnung ein Lebenszeichen von ihr zu erhaschen.

Alice reist in der Welt herum und kommt zurück nach London, weil ihr Vater im Sterben liegt.

Soweit die beiden Stränge des Buches. Es ist kein großes Geheimnis, daß wohl Daniel Alice' leiblicher Vater ist. Aber, obwohl die beiden Erzählstränge aufeinander treffen, sich umspielen, annähern und wieder entfernen, wird nichts wirklich deutlich ausgesprochen. Wissen Alice' Schwestern, daß sie nur ihre Halbschwester ist? Warum trifft der Vater, ein Arzt, keine Vorkehrungen seinen Tod betreffend? Hat die schon länger verstorbene Mutter Selbstmord begangen?

In diesem Buch bleibt alles offen, alles nur dahingetupft, alles im Nebel. Und so erscheinen auch die Figuren, die sich durch diesen Nebel bewegen, blass und konturlos, nicht greifbar. Hin und wieder blitzen feine und ergreifende Szenen auf, verschwinden aber schnell wieder im großen Grau.

Es ist mir bei diesem Buch etwas schwer gefallen, es komplett zu lesen. Zu wehleidig, ichbezogen und unschlüssig erschien mir Alice, zu überzogen angepasst die Schwestern, zu unlogisch die Handlungen des "Vaters". Einzig Daniel und seine schlichte, freundliche Art hat mich animiert weiter zu lesen. Und ich glaube, auch er, der Buchstaben mit Farben verbindet, hätte, wenn er dieses Buch in Händen gehalten hätte, vornehmlich Grau gesehen, das dicke Grau des Londoner Nebels...