Hat mich nicht richtig gecatcht

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Gerade hat die Welt Corona und die Folgen halbwegs verkraftet, da erlebt sie die nächste, noch schlimmere Pandemie. Crown Royale endet oft tödlich. Aber wer es überlebt, kennt keine negativen Gefühle mehr. Das klingt nach Dauerglücklichsein, birgt aber auch unerwartete Risiken. Vor allem aber gibt es Gründe, dieses vermeintliche Glück aufzuhalten. Manche der Gründe sind gut, viele aber eben nicht. Mariel und ihre Mutter sind obdachlos und hangeln nicht von einem Tag zum nächsten. Ron und sein Vater sind unermesslich reich. Der Zufall bringt diese beiden Familien zusammen und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Denn Mariel und Ron ergeben zusammen etwas, mit dem niemand gerechnet hatte.

Eindeutig bin ich aus dem Alter der Zielgruppe raus, dennoch lese ich gern hin und wieder Jugendbücher. Hier hatte ich leider immer wieder das Gefühl, durch zähen Sirup zu waten. Trotz allem Potenzial der Story ging es nur lahm voran und vieles, das intensiver behandelt hätte werden müssen, blieb leider oberflächlich. Es wird gegendert, was ich weder gut noch schlecht finde. Hier aber hatte ich den Eindruck, dass gewisse Komponenten eingeflochten wurden, um nur ja jedes Klischee zu vermeiden oder auch zu bedienen, je nach Sichtweise, um politisch auf alle Fälle korrekt zu bleiben und der Zielgruppe klare Wegweiser zu geben. Ganz so plump mag ich das überhaupt nicht gern.

Gut gelungen dagegen fand ich, wie gezeigt wurde, dass in einfach jedem Bereich früher oder später jemand auftaucht, der Stimmung macht durch bewusste Falschinformationen, Aufstellung von unwahren Behauptungen, die aber im Gegensatz zur Wahrheit geglaubt werden, Manipulation auch durch entsprechende Sprache und dem Ausnutzen der Leichtgläubigkeit und Angst der Menschen. Man sieht schnell, dass es niemals Einigkeit gibt und es immer und überall Quertreiber und Gegner gibt.

Auch ist es richtig gut gelungen, es gar nicht so eindeutig sein zu lassen, ob jemand oder auch etwas gut oder böse bzw. schlecht ist, wenn man genug Abstand halten kann, um es in Ruhe zu betrachten. Selbst die vermeintlich fiesen Charaktere haben immer wieder sympathische Züge. Umgekehrt zeigen aber auch die vermeintlich guten Figuren immer wieder fiese Seiten.

Der Mittelteil zieht sich enorm in die Länge, um dann zu einem Ende zuzusteuern, das einen fulminanten Showdown bringt und einige Fadenenden noch etwas aufdröselt, um guten Stoff für den zweiten Band zu liefern. Dass dies eine Dilogie ist, habe ich erst gemerkt, als ich den Hinweis auf Band zwei im Herbst 2027, also in zwei Jahren, im Buch gefunden habe. Das finde ich, gerade bei Jugendbüchern, eine enorm lange Wartezeit. Zudem weiß ich es gern schon vor dem Lesen. Auch hat das Lektorat gerade im letzten Drittel sehr schlecht gearbeitet.

Fazit ist also, dass ich von einigen Dingen im Buch enttäuscht war, mir aber vorstellen kann, dass das die Kids nicht ganz so sehr stört wie mich. In meinen Augen ist dies ein Geht-So-Buch, also gerade noch drei Sterne.