Aufwühlend, dramatisch und mit Glücksmomenten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
leseschneckchen555 Avatar

Von

Jenny und Morgan sind Schwestern. Befreundet sind sie mit den besten Freunden Chris und Jonah. Eine perfekte Konstellation sollte man meinen. Auch wenn die beiden Pärchen mit ihren Partnern eigentlich nur wenige Gemeinsamkeiten teilen. Als Morgan eines Tages erfährt, dass sie schwanger ist, ändert sich das Leben aller vier Freunde allerdings komplett. Chris steht zu seiner überraschend frühen Vaterrolle. Während er sich mit Morgan auf die neue Situation konzentriert und auf das Baby vorbereitet, wird Jenny von Jonah verlassen. Erst 18 Jahre später, als Morgans und Chris‘ Tochter Clara schon fast erwachsen ist, begegnen sich Jenny und Jonah wieder. Eine gemeinsame Nacht sorgt dafür, dass auch Jenny schwanger wird und nun mit Jonah eine Familie gründen möchte. Doch ein schwerer Schicksalsschlag zerstört nicht nur die wiederbelebte Beziehung, sondern auch die langjährige Ehe von Morgan und Chris. Wäre das nicht schon genug Bestrafung, treten auch noch Hinweise auf, die die vergangenen Jahre wie eine Lügengeschichte dastehen lassen. Trotzdem entwickelt sich zwischen all dem Schmerz auch etwas Schönes, Claras erste große Liebe. Leider bekommt auch dieses junge Glück schon direkt zu Beginn der Beziehung Steine in den Weg gelegt.
Colleen Hoovers Schreibstil ist so real, dass es mir vorkommt, ein Film liefe vor meinem inneren Auge ab. Dies ist nun mein zweites Buch von ihr und ich erinnere mich daran, dass ich mir bereits bei der ersten Geschichte sehr gut vorstellen konnte, wie diese einmal verfilmt wird. Buch aufschlagen, wohlfühlen und Film ab. Sie vermittelt mir ein unglaublich gutes Gefühl beim Lesen. Obwohl schon auf den ersten hundert Seiten ein großes Unglück geschieht, welches das Leben aller Beteiligten aus den Angeln reißt und das Buch daher eine eher dramatische Stimmung mit sich zieht, konnte ich nicht mit dem Lesen aufhören. Vielmehr habe ich mitgefiebert und wollte unbedingt den Geheimnissen auf die Spur kommen.
Die schönen Momente beziehen sich hauptsächlich auf das junge Glück von Clara und Miller. Die erste große Liebe mit einem derart verständnisvollen Freund zu erleben, ist schon etwas Besonderes. Ein weiterer Punkt, den ich von der Autorin sehr zu schätzen weiß, ist ihr Talent, Traummänner zu erschaffen. In diesem Buch hat sie das gleich zweimal geschafft. Jonah und Miller finden in jeder Situation die richtigen Worte. Manchmal überraschten sie mich sogar mit ihrer geradezu perfekten Reaktion auf gewisse schwierige Situationen, sodass ich sie nur bewundern konnte.
Zwischen den vielen dramatischen Szenen gab es auch Momente, die mich zum Lachen brachten. Millers Großvater und Claras Freundin Lexie hatten in jeder Situation einen lustigen Kommentar parat und lockerten die Stimmung auf.
Mit Morgan muss ich gestehen, hatte ich meine Probleme. Manchmal kam es mir vor, als wäre sie ihr ganzes Leben lang nur mit verschlossenen Augen durch die Welt spaziert. Sie wollte das Offensichtliche nicht sehen, stellte sich ihren Problemen nicht und rannte vor der Wahrheit davon. Ihre Art, Dinge zu verdrängen, nicht zu reden und ständig den Konflikten aus dem Weg zu gehen, konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Zudem hat es mich geärgert, wie sehr sie ihre Teenagertochter einengt. Wie viele Verbote sie ihr auferlegte und jeden einzelnen Schritt von ihr verfolgte. Das hatte für mich nichts mehr mit Mutterliebe zu tun, sondern war einfach zu viel des Guten. Sie engte ihre Tochter so sehr ein, dass diese kaum Platz zum Atmen fand, geschweige denn für Freiheiten. Dass dieses Verhalten bei einem siebzehnjährigen Mädchen nicht stillschweigend hingenommen werden kann, ist klar. Claras Kurzschlussreaktionen und unüberlegte Handlungen darauf entsprachen genau denen eines rebellischen Teenagers.
Trotzdem ist durch Morgans Verhalten die Geschichte nicht schlechter geworden, sondern hat mir jede Menge Stoff zum Nachdenken geliefert. Ich mag es, wenn Ereignisse mich derart mitreißen, dass ich sie nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Allein weil diese Geschichte solche Emotionen in mir weckte, möchte ich hier fünf Sterne vergeben.