Authentisch und berührend

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Das erste Kapitel ist quasi ein Prolog, denn wir lernen Morgan als Jugendliche kennen, als sie mit ihrem Freund Chris, ihrer Schwester Jenny und deren Freund Jonah zu einer Party fährt. Sie findet heraus, dass sie schwanger ist und im zweiten Kapitel befinden wir uns in der Gegenwart, als Morgan eine 16-jährige Tochter hat. Der Anfang der Geschichte war zunächst etwas komisch, da man das Gefühl hatte sich im Kreis zu drehen, weil nun Morgans Schwester Jenny ungewollt schwanger wurde. Dann geschieht jedoch der tödliche Unfall und das Leben von Morgan und Clara wird aus der Bahn geworfen. Danach wird der Titel „All das Ungesagte zwischen uns“ zum Programm, denn Morgan und ihre Tochter Clara reden kaum über ihre Trauer, ihre Geheimnisse und Claras neuen Freund Miller. Sie entfernen sich immer mehr und durch einige Geschehnisse und Missverständnisse wird die Situation zwischen Mutter und Tochter richtig festgefahren. Die Geschichte konzentriert sich auf die Trauer von Morgan und Clara und deren Mutter-Teenager-Beziehung und es ist schön, sie während ihrer Entwicklung zu begleiten. Auch wenn das Buch dabei nie sehr viele Wendungen bereithält, ist es trotzdem mehrfach überraschend und fesselnd.

>>Wenn etwas Schreckliches passiert, hat man erst mal das Gefühl, man wäre von einer Klippe gestürzt. Aber wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, wird einem klar, dass man nicht von einer Klippe gestürzt ist, sondern in einer endlosen Achterbahn sitzt, die gerade ihren tiefsten Punkt erreicht hat. Und dann fährt sie sehr lange Zeit auf und ab.<<, Jonah, S. 2014

Die Geschichte wird durch Morgan und Clara in zwei Ich-Perspektiven geschildert. Dadurch erfährt man ihre Gedanken und Gefühle, wodurch ich stets nachvollziehen konnte, warum sie so handeln. Auch wenn manches doch sehr extrem war und ich einige Szenen übertrieben fand, z. B. als Clara sehr bockig wurde, konnte ich trotzdem verstehen, dass der Tod und all die Geschehnisse danach dazu geführt haben können. Dadurch hat mich Colleen Hoover immer wieder in eine andere Stimmung versetzt. Ich war traurig, wurde wütend, verspürte Frust, hab aber auch oft gelächelt und war verliebt, wenn z. B. mal wieder der ein paar Monate alte Sohn von Jenny auftauchte und all die negativen Gefühle von den Protagonisten zur Seite schob. Oder auch wenn sich Clara mit Miller getroffen hat, weil ihr die Beziehung mit ihm so unglaublich gut tut. Miller ist intelligent und wusste in der schweren Zeit mit Clara umzugehen. Aber auch Jonah oder Millers Großvater waren gutmütige und rundum tolle Figuren, die ich ins Herz geschlossen habe.

Colleen Hoovers Schreibstil war wieder gewohnt gefühlvoll und ein bisschen poetisch. Sie kann alles nachvollziehbar zur Situation beschreiben und nutzt immer wunderschöne Worte, weshalb ich mir einige Zitate markiert habe. Die Emotionen spitzten sich zum passenden Ende zu, das ich schön und sehr berührend finde.

>>Manchmal sagt er Dinge, die sich anfühlen, als würden sie durch meinen Brustkorb direkt in mein Herz dringen und nicht erst den Weg durch die Ohren nehmen.<<, S. 394


Fazit:
„All das Ungesagte zwischen uns“ wird nach einem schlimmen Unfall schon fast zu viel zwischen den Protagonisten Morgan und ihrer Tochter Clara. Colleen Hoover hat hier eine sehr gefühlvolle, authentische und emotionsgeladene Geschichte über eine Mutter-Teenager-Beziehung geschrieben, die manchmal überraschen kann und auf die Entwicklung der Charaktere setzt.