Jahreshighlight 2020

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„All das ungesagte zwischen uns“ ist das vierte Buch, welches ich von Colleen Hoover gelesen habe und wieder mal wurde ich nicht enttäuscht.
Colleen Hoover versteht es aus einer traurigen Grundgeschichte eine wundervolle Atmosphäre zu schaffen, in der man den Protagonisten nahe kommt, ihre Gefühle, Ängste und Sorgen sehr gut nachvollziehen und verstehen kann. Man leidet regelrecht mit ihnen.

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Morgan und ihrer Tochter Clara beschrieben, die beide mit einem schmerzhaften Verlust zu kämpfen haben. Dabei verarbeitet jeder von ihnen den Verlust auf seine Weise, was der Beziehung zwischen Mutter und Tochter nicht gerade förderlich ist. Ganz im Gegenteil, sie haben beide immer wieder das Gefühl sich immer mehr voneinander zu entfernen.
Während Morgan mit einer Entdeckung, nach dem Tod ihres Mannes, ihr ganzes Leben der letzten Jahre in Frage stellt, verliebt sich Carla und kämpft dagegen an, einfach glücklich zu sein, immerhin hat sie ja gerade erst ihren Vater verlorenen und glücklich zu sein, fühlt sich für sie daher absolut falsch an.
Dennoch kommt sie schnell dahinter, dass sie durch diese Situation auch ihre rebellische Seite zum Vorschein bringen kann und damit ihrer Mutter ein Stück weit weiter das Gefühl gibt, ihre Tochter auch noch zu verlieren.

Als Nebencharakter haben wir noch Jonah, der nach einigen Jahren wieder auftaucht und eine ganz besondere Rolle in Morgans Leben spielt. Jonah ist für mich, der absolut verständlichste, fürsorglichste Mensch, der jedoch auch mit einem Verlust kämpft und sich zeitweise durch diesen auch verloren und überfordert fühlt.

Sehr gut gefallen hat mir, das erste Kapitel, in dem Morgan und ihr Mann selbst noch Teenager waren.
In Kapitel zwei sind dann bereits 17 Jahre vergangen.

Colleen Hoover zeigt mit ihrem neusten Buch wieder einmal, dass sie ihr Handwerk als Schriftstellerin wirklich versteht. Sie verleiht den Protagonisten zum einen eine sehr starke Persönlichkeit, lässt sie jedoch auch immer wieder zweifelnd und nachdenklich wirken. Das alles reißt einen so mit, dass man das Gefühl hat Morgan und Carla seien zwei sehr gute Freunde, die während man die Seiten liest neben einem sitzen. Der Spannungsbogen wurde konstant gehalten auch wenn einzelne Stellen doch schon etwas vorhersehbar waren.

Im Verlauf des Buches, findet Morgan Briefe, welche von ihrer Schwester und ihrem Mann stammen. Sie ringt lange mit sich, ob sie diese öffnen soll oder nicht, beschließt dann letztlich es nicht zu tun. Ich persönlich hätte doch sehr gerne den Inhalt dieser Briefe gelesen, was mich doch an dieser Stelle etwas an dem Buch enttäuscht hat.
Auch das Ende kam für mich dann doch irgendwie zu plötzlich und wurde gefühlt einfach nur noch schnell abgehandelt. Sicher kann es aber auch daran liegen, dass die Geschichte einen so süchtig gemacht hat, dass man gar nicht wollte, dass das Buch jemals endet.

Für alle die Colleen Hoover lieben und dieses Buch noch nicht gelesen haben, hier eine ganz klare Leseempfehlung.