Komplexe Mutter-Tochter-Beziehung.

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grossstadtheldin Avatar

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Wie ich auf das Buch aufmerksam wurde:

Colleen Hoover ist die einzige Autorin, die mich mit einigen Büchern sehr begeistert und gleichzeitig mit anderen Büchern sehr enttäuscht hat. Auch wenn mir nicht jedes ihrer Bücher gefällt, bin ich immer gespannt auf ihre Neuerscheinungen und bereit jedem ihrer Bücher eine Chance zu geben. Als Vorablesen.de Exemplare ihres neues Buches zum Rezensieren anbot, habe ich mich direkt beworben und mich sehr gefreut, als es geklappt hat.

Handlungsüberblick:

Das Leben von Morgan und ihrer sechszehnjährigen Tochter Clara gerät von einer Sekunde zur Nächsten komplett aus den Fugen, als Morgans Mann und ihre Schwester Jenny bei einem tragischen Unfall sterben. Beide Frauen trauern auf ihre Weise. Clara flühtet sich in ihre erste Liebesbeziehung, während sich zu Morgans Trauer noch eine furchtbare Erkenntnis gesellt: Ihr glückliches Familienleben war seit Jahren eine Lüge. Nun möchte sie zumindest für ihre Tochter die glücklichen Erinnerungen bewahren, doch je mehr sie es versucht, desto stärker werden die Konflikte mit Clara. Trost findet sie ausgerechnet bei der Person, bei der sie am allerwenigsten Trost suchen sollte...

Mein Bucheindruck:

Die Farbgestaltung des Covers aus dramatischem Rot, düsterem Schwarz und der edlen goldenen Prägung gefällt mir sehr gut. Allerdings besteht kein besonderer Bezug zwischen dem Cover und dem Inhalt.

Mein Leseeindruck:

Während die Liebesgeschichte der Mutter erzählt wird, wird gleichzeitig die Liebesgeschichte der Tochter erzählt, die so zu einem interessanten Vergleich einladen. Aber das Buch ist nicht nur eine doppelte Liebesgeschichte. Denn diese doppelte Liebesgeschichte wird durch den Aspekt der Mutter-Tochter-Beziehung ergänzt. Diesen Aspekt fand ich sehr gelungen. Er machte das Buch tiefgründiger und erwachsener als andere Bücher von Coleen Hoover, die mir nicht so gut gefallen haben, wie zum Beispiel "Weil ich Layken liebe", "Weil ich Will liebe" und "Weil wir uns lieben". Die Komplexität und die Konflikte dieser besonderen Beziehung wurden von Colleen Hoover sehr gut eingefangen.

"All das Ungesagte zwischen uns" ist keine Wohlfühllektüre, ich hatte eher das Gefühl von einem Albtraum in den nächsten zu fallen. Morgan wurde mir leider bis zum Ende des Buches nicht wirklich sympathisch. An so vielen Stellen des Buches hätte ich mich anders verhalten als sie und konnte oft ihre Handlungsweise nicht nachvollziehen. Es war schier herzzerreißend, dass die Geschichte auch hätte anders verlaufen können, wenn Morgan in ihrer Vergangenheit ehrlicher mit sich selbst und ihren Gefühlen umgegangen wäre. Manchmal musste ich mich wirklich zwingen weiterzulesen und war am Ende sehr erleichtert, dass das Buch doch ein positives Ende fand.

Mein Eindruck vom Schreibstil:

Die Wahl Erzähperspektiven fand ich sehr gelungen. Sie hebt das Buch von anderen Büchern des Genres ab, da eben nicht aus der Perspektive des Mannes und der Frau, die Teil der Liebesgeschichte sind, berichtet wird, sondern aus der Perspektive von Mutter und Tochter. Die jeweiligen Partner haben dabei keine eigene Stimme. Da die Spiegelung durch den Partner fehlt, bleibt vieles im Dunkeln, was zum Nachdenken anregt. Mutter und Tochter spiegeln sich ausschließlich gegenseitig, ohne männliche Sicht. Dadurch wirken die Charaktere der Frauen in der Geschichte sehr komplex, während die Männer eher untergeordnete Rollen spielen.

Mein Abschlussfazit:

Das Buch ist eines der tiefgründigeren und erwachseneren Bücher von Colleen Hoover, das hervorragend die Komplexität der Mutter-Tochter-Beziehung einfängt.