Blick durch verschiedene Augen

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leseratte59 Avatar

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Wieder einer der nur schwer zu rezensierenden "Krimis" von Friedrich Ani. Denn im Grunde sind sie alles andere als normale Krimis. In diesem besonderen Fall treffen gleich 4 von Anis Ermittlern zusammen und ermitteln, wenn auch nicht gemeinsam, so doch nebeneinander an zwei Mordfällen. Fariza Nasri, ihr Chef Polonius Fischer, Tabor Süden, der ehemalige Kommissar und Spezialist in Sachen Vermisstensuche sowie Jakob Franck, der pensionierte Kommissar, der nach wie vor "nebenbei" für die Polizei tätig ist, wenn es darum geht, Hinterbliebenen Todesnachrichten zu überbringen.
So treffen sich 4 total unterschiedliche Charaktere in diesem Buch und verfahren nach ihren eigenen Stärken und ergänzen sich entsprechend bei den Ermittlungen.
Offen zusammen arbeiten lediglich Fischer und seine Mitarbeiterin Nasri, die als einzige in diesem Buch aus der ersten Person erzählt.
Die Story setzt sich wie ein Mosaik aus zig einzelnen, kleinen Steinchen zusammen, deren Verbindung man erst sehr spät erahnt. Obwohl auch dieser Krimi wieder extrem langsam vonstatten geht, schafft Ani es, mich von der ersten Seite an zu fesseln und mitzunehmen. Es ist definitiv kein Buch für Action-Liebhaber und Thriller-Fans. Ani schaut wie mit einer Lupe aufs Detail, nimmt den Leser mit und fordert ihm einiges ab, denn man muss schon gehörig aufpassen, was in den zahlreichen unterschiedlichen Strängen alles so passiert.
Nebenbei werden verschiedene gesellschaftliche Themen angeschnitten - Flüchtlinge, Neonazis, Vater-Sohn-Konflikte, Sexismus am Arbeitsplatz, Obdachlosigkeit etc.
Mir liegt die Schreibweise Anis ungemein! Ich freue mich auf jedes neue Buch von ihm und genieße es, in seinen langsam fließenden Erzählstrom abzutauchen.