Das gelobte Land

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milena Avatar

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Sarah Thankam Mathews ist selbst mit 17 in die USA immigriert und hat in den Coronajahren ein Netzwerk der Nachbarschaftshilfe gegründet und jetzt ihren Debütroman vorgelegt, der in den USA begeistert aufgenommen wurde.
Die Handlung ist schnell umrissen: Sneha ist es gelungen, in den Jahren der Rezession unter Obama einen Job zu ergattern, der ihr nicht die berufliche Erfüllung, aber zunächst eine bequeme Existenzsicherung und ein kleines bisschen Annehmlichkeiten bietet. Für den Job ist sie nach Milwaukee gezogen und muss sich jetzt dort ein Netzwerk an Kontakten aufbauen. Ihr Arbeitgeber stellt ihr zwar eine Wohnung zur Verfügung, sie wird aber von ihrer Hausverwalterin extrem überwacht und beim Vermieter angeschwärzt. Anfänglich kommen die Gehaltschecks pünktlich, dann bleiben sie aus, weil der Kunde nicht gezahlt hat und sie gerät in extreme Not, da sie nicht nur sich über Wasser halten muss, sondern auch ihren Eltern Geld nach Indien schickt, um deren Leben dort angenhemer zu gestalten. Sneha ist nicht Protagonistin, die dem Leser schnell ans Herz wächst. Sie bleibt in gewisser Weise unnahbar. Berührt haben mich die Momente, in denen sie als Opfer des Missbrauchs durch ihren Onkel geschildert wird, was vielleicht ihr eigenes Verhalten erklärt. Die erste Hälfte des Romans hat mir definitiv besser gefallen, da sie an einer Zahl von Personen die aktuellen Probleme Rassismus, Gender, LGBTQ-Thematik und einiges andere mehr aufriss und vor allem die Brüchigkeit des amerikanischen Systems, was Mietrecht, Krankenversicherung, Arbeitsrecht usw. beinhaltet, thematisierte. Die Figuren gewinnen aber keine Tiefe und das Geschehen plätschert dann so hin. Insgesamt hat mir der Roman aber gefallen, weil er in einer frischen Sprache erzählt Probleme beleuchtet, die unser aller Leben betreffen, wenn auch eine Straffung auf weniger Seiten ihm gut getan hätten.