Ein mutiges und tief ehrliches Buch über Liebe, Verlust und die vielen Gesichter der Sucht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
ariane.s123 Avatar

Von

Elizabeth Gilbert gelingt es in All the Way to the River auf eindrucksvolle Weise, sehr persönliche Themen mit universellen Fragen zu verbinden. Sie schreibt offen über Substanzsucht, aber auch über emotionale Abhängigkeit – über jene Sehnsucht nach Nähe, Liebe und Halt, die ebenso zerstörerisch sein kann wie jede Droge. Diese Ehrlichkeit, mit der sie ihre eigene Verletzlichkeit zeigt, macht das Buch für mich so besonders und berührend.
Ich habe beim Lesen meinen Blick auf das Thema Sucht erweitert können – auf die feinen Übergänge zwischen Fürsorge und Abhängigkeit, zwischen Liebe und Selbstverlust. Gilbert beschreibt das mit großer Empathie und Klarheit, ohne sich selbst zu schonen.
Etwas schwieriger fand ich die eingestreuten Gedichte und Gebete an Gott bzw. ihre eigene spirituelle Vorstellung davon. Diese Passagen haben mich teilweise aus dem Lesefluss gebracht, vielleicht weil ich die Tiefe ihrer spirituellen Erfahrung nicht ganz nachvollziehen konnte. Trotzdem erkenne ich darin den Versuch, Schmerz und Heilung auch auf einer anderen Ebene zu verstehen – und das fügt dem Buch eine interessante, wenn auch ungewohnte, Dimension hinzu.
Insgesamt ist All the Way to the River ein mutiges, spannendes und sehr ehrliches Buch, das schwierige Themen nicht scheut. Es zeigt, wie viel Kraft in Wahrheit und Selbstreflexion liegen kann – und dass Liebe, in all ihren Formen, zugleich Heilung und Herausforderung ist.