Höhen und Tiefen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
lena.br Avatar

Von

In "All the Way to the River" geht es um Liz und Rayya, ihre Liebes-, Lebens-, und Leidensgeschichte. Aus einer für Liz beeindruckenden Begegnung, wird eine Freundschaft, eine Verbindung, die die beiden - und ihr näheres Umfeld - als Seelenverwandtschaft beschreiben und schliesslich eine Liebesgeschichte. Während die Dynamik zwischen den beiden so oder so nicht einfach ist, wird die Beziehung mit der Krebsdiagnose von Rayya noch komplizierter.

Genauso wie ihre Beziehung immer wieder ausufernde Höhen und Tiefen erlebt, erlebte ich diese auch als Leserin. Das war einerseits berührend, andererseits stellenweise aber auch sehr anstrengend, zumal sich diese Höhen und Tiefen nicht nur auf die interne Handlung beziehen. Vielmehr hatte ich auch manchmal Mühe mit dem Schreibstil und dem Aufbau des Romans.

Ich bewundere die schonungslose Ehrlichkeit, mit der Elizabeth Gilbert von dieser Beziehung erzählt. Für mich waren die selbstdiagnostischen Aspekte, in denen sie sich selbst als liebessüchtig und co-abhängig bezeichnet zu präsent. Statt mehr über die komplexe Beziehungsdynamik zwischen Liz und Rayya zu erfahren (was mich persönlich mehr interessiert hätte), wird das Verhalten von der Erzählerin rückwirkend durch sie selbst pathologisiert.

Trotzdem benennt sie wenig konkrete Aspekte, scheint nur teilweise zu verstehen, was sie dazu geführt hat. Diese mäandernde Selbstreflexion, die stellenweise sehr negativ war hat mich dazu geführt, mich zu fragen, was der Mehrwert dieses Buches für Leser:innen darstellt. Es schien mir stellenweise mehr wie eine persönliche Verarbeitung als wie ein Buch, das von anderen Leuten gelesen werden sollte.

Befremdlich waren für mich auch die häufigen Gespräche mit Gott, ich fand sie wenig greifbar. Auch das Gespräch mit Rayyas Krebszellen war für mich nur schwer nachvollziehbar.

Ich bewundere den Mut, die schonungslose Ehrlichkeit und die rohe Erzählsprache. Ich fand das Buch an sich sehr fesselnd, konnte es stellenweise nicht aus der Hand legen und es gab einige Stellen - besonders in der Beziehung zwischen Rayya und Liz, der Charakterisierung von Rayya und Stellen in denen die Co-Abhängigkeit konkret beschrieben und nicht nur leidend diagnostiziert wurde, die ich sehr geliebt habe. Thematisch finde ich das Buch sehr spannend und sehe auch viel Potenzial, nur leider war für mich persönlich die Umsetzung nicht ideal.