Verblendete Liebe und toxische Dynamik

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cheekysassi Avatar

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Eigentlich sollte das Buch die tragische Liebesgeschichte zwischen Gilbert und Rayya erzählen – eine Beziehung, die von Liebe, Tod und Sucht geprägt ist. Stattdessen liegt der Fokus immer wieder auf Gilberts eigener Co-Abhängigkeit und Liebessucht, ihren Gedanken und ständigen Rechtfertigungen. Besonders zu Beginn fällt das stark auf, doch die Tendenz zieht sich durch das ganze Buch. Anstatt die Tragik der Beziehung greifbar zu machen, wirkt vieles wie ein Versuch, sich selbst zu erklären oder zu entschuldigen.

Beide Frauen verstricken sich in einer toxischen Beziehung, voller Lügen, Idealisierung und gegenseitiger Abhängigkeit. Gilbert erkennt das rückblickend an einigen Stellen zwar, doch echte Einsicht entsteht daraus kaum – man fragt sich, warum sie das alles überhaupt so schonungslos aufschreibt.

Rayya bleibt dabei eine schwierige Figur. Ihr Verhalten war manchmal übergriffig, sie log, manipulierte, war selbstbezogen und hatte ein starkes Geltungsbedürfnis (nicht ohne Grund fiel sie immer wieder in die Drogensucht). Dennoch wird sie von Gilbert idealisiert – als Engel auf Erden, nur weil Gilbert von ihrer Liebessucht geblendet zu sein scheint. Dieses unrealistische Bild trägt noch dazu bei, dass Rayya für den Leser schwer greifbar und schwer sympathisch bleibt. Ihr Umgang mit Krankheit und Tod wirkt stellenweise befremdlich, fast so, als würde sie die Dramatik ihrer Situation und ihrer Person genießen. Ich wünschte ich hätte sie mögen können, aber diese verzerrte Wahrnehmung der Autorin hat bei mir einfach ein schlechtes Bild hinterlassen.

Am Ende bleiben zwei Menschen, die sich gegenseitig blenden – und eine Autorin, die das zwar stellenweise erkennt, aber nicht wirklich loslässt. Emotional wollte mich das Buch bewegen, doch es hat mich eher ermüdet als berührt.

Eine Leseempfehlung kann ich leider nicht aussprechen.