Die neuen Leiden der jungen E.

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laleli Avatar

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In einer Zeit, in der virtuelle Partnersuche schon als alltäglich betrachtet wird und mehr in Chatrooms geplaudert wird als über den Gartenzaun oder beim Kaffeeklatsch, war diese Romanform wohl längst überfällig.  Dass Daniel Glattauer es dann auch noch geschafft hat, genau den romantisch-humoristischen Stil mit durchaus ernsten Untertönen zu treffen, der dem Leser wie Öl runtergeht, aber keinen schalen Nachgeschmack von Seichtheit hinterlässt, dieser Tatsache verdankt das Vorgängerbuch "Gut gegen Nordwind" wohl seinen Erfolg.

Für mich war die Leseprobe die erste Begegnung mit dem mailenden Pärchen Emmi und Leo, die virtuell nicht ohne, real aber nicht mit einander sein können.

In der (Literatur)geschichte  sind Liebesbeziehungen ja schon an so allerlei gescheitert: Standesgrenzen, Altersunterschiede, verfeindete Familien, bestehende Ehen mit anderen Partnern.

Diese Hindernisse sind glücklicherweise in der heutigen Gesellschaft wenigstens teilweise im Schwinden begriffen. Sollte dafür nun eine neue Schwierigkeit im ohnehin nicht unproblematischen Prozess der Partnerfindung aufgetaucht sein? Schaffen die virtuell schon schwer verbandelten Paare den Sprung ins reale Leben nicht mehr? Leben unsere Avatare eine Romantik, die der Banalität der Realität nicht stand halten kann?

Anders gefragt: Leben wir tatsächlich wieder in einer Epoche, in der wir - ähnlich wie Goethes Werther - ein Idealbild eines Partners anschmachten und insgeheim gar nicht von der Realität eingeholt werden wollen?

Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich neugierig bin, ob Emmi und Leo im Sturm und Drang ihrer elektronischen Brieffreundschaft verbleiben oder sich ganz einfach mal auf einen Kaffee treffen werden...