Die Nebensaison

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jackiistz Avatar

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"Alle weg" von Stefan Maiwald thematisiert das Leben während der Nebensaison, wenn alle Touristen abgereist sind und die einheimischen Italiener an der Adria wieder zur Ruhe kommen. Stefan Maiwald erzählt eindrücklich, wie er das Leben in den Wintermonaten in seiner Wahlheimat war nimmt und was diese kleine Verschnaufpause den Menschen, die dort leben, bringt.

Wir kennen es alle: Jeder möchte doch einen schönen Sommerurlaub im Süden verbringen. Ein ganz beliebtes Reiseziel (der Deutschen)? Italien! Bella Italia ruf jährlich so viele Menschen, dass das Land regelrecht von Touristen überschwemmt wird. Aber was passiert eigentlich, wenn die alle Ende September, Anfang Oktober wieder abreisen? Es kehrt Ruhe ein, auch in dem kleinen Städtchen Grado, in welchem unser Autor mit seiner Frau lebt und jedes Jahr auf's Neue den Andrang auch auf seine Stadt mitbekommt. Wenn dann alle wieder fort sind, gibt es gewisse Zeichen, die auf den Beginn der Nebensaison hindeuteln. Die Stammbar im Ort ist nicht mehr überfüllt von Menschen, die Einheimischen kommen dort wieder zusammen und das Allerwichtigste, der Fernseher in besagter Bar läuft wieder. Bei Pino wird dann lauthals über Politik, das gute, italienische Essen und allen Klatsch und Tratsch diskutiert. Aber wie sieht das Leben der Bewohner dieser Stadt sonst noch so aus? Was machen sie, während die Touristen wieder in ihre Länder zurückgekehrt sind und sich über den Winter kein Geld mit diesen verdienen lässt? Wird es langweilig? Wird der Alltag eintöniger ohne die vielen Menschen in den Straßen? Eines ist auf jeden Fall gewiss. Es kehrt Ruhe ein und es fühlt sich sogar fast so an, als würde man das "Sommerleben" besagter Stadt abstreifen, sodass diese wieder atmen und sich in ihrer eigenen Haut wohlfühlen kann.

Da wir gerade selbst aus dem Italien-Urlaub zurückgekommen sind, MUSSTE ich dieses Buch unbedingt lesen! Wir waren dieses Jahr das erste (richtige) Mal in Italien und haben dort fast 10 Tage Urlaub gemacht. Vor ein paar Jahren haben wir sogar für einen Tag die italienische Stadt Triest besucht, die in diesem Buch auch erwähnt wird. Sie hat uns damals schon unglaublich gut gefallen, aber dieses Jahr haben wir uns in die Toskana gewagt. Obwohl das Buch vom Leben an der Adria handelt, habe ich doch einige Parallele ausmachen können und oft über die Gepflogenheiten der Italiener geschmunzelt, da wir sie ähnlich erlebt haben. Ich fand das Buch sehr kurzweilig und für Zwischendurch auf jeden Fall super geeignet. Die knapp 200 Seiten hatte ich innerhalb weniger Stunden durch und fühlte mich gut unterhalten. Ich habe noch einiges über Italien selbst, die Stadt Grado und auch die Traditionen der Italiener gelernt, was ich extrem cool finde. Man bekommt einen perfekten Einblick in das Leben vor Ort, vor allem in der Nebensaison. Darum geht es ja auch bei "Alle weg" in erster Linie. Die Touristen verlassen das warme Land und die Einheimischen bleiben zurück. Sie langweilen sich aber keineswegs und haben ihre eigene Art mit den kalten Wintermonaten umzugehen. Sie sehen das Ende der Saison eher als leichtes Aufatmen. Man steht nicht mehr ständig unter Strom, weil man es allen Besuchern und Kunden recht machen möchte. Man kommt zu Atem und kann sich während der Feiertage im Dezember (die in Italien übrigens sogar bis in den Januar reichen) entspannen und das Fest mit seinen Liebsten genießen. Und wie dieses Fest dort genossen wird! Es war schön zu erfahren, wie der Autor mit deutschen Wurzeln auch seine Traditionen mit einbringen kann und toll zu lesen, welche Traditionen die Italiener zu Weihnachten haben. Was mir auch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, waren die kleinen und witzigen Anekdoten, die man sich in so einer kleinen Stadt oder auch im Dorf erzählt. Es kommen die wildesten Geschichten auf und die Bewohner müssen diese natürlich ausgiebig diskutieren. Nicht anders als in unserer kleinen Stadt hier in Deutschland. Ich mochte den Schreibstil auch echt gerne und kam gut damit klar. Wie schon gesagt, brauchte es nicht lange, bis ich mich durch das Buch gelesen hatte. Es war mein Highlight des Tages und gerade erst so frisch aus dem Urlaub zurück, hat es mir nochmal die totalen Italien-Vibes gegeben.